Süddeutsche Zeitung

GAU in Japan: Verseuchte Lebensmittel:"Oh Gott,Fukushima-Milch"

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Man sieht sie nicht, riecht sie nicht, schmeckt sie nicht: Radioaktivität ist eine unsichtbare Gefahr. Um so mehr fürchten sich die Japaner vor verseuchten Lebensmitteln, die nun entdeckt worden sind.

Verstrahlte Milch, erhöhte Radioaktivität im Spinat, belastete Bohnen - die Meldungen über kontaminierte Lebensmittel in und aus Japan häufen sich. Die Bevölkerung ist beunruhigt, die japanischen Supermärkte müssen mehr und mehr Fragen besorgter Kunden beantworten.

Milch und Spinat aus der Region um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima haben die Märkte im Großraum Tokio schon aus ihren Regalen geräumt. Beunruhigte Kunden in Japan und im Ausland wollen nun auch wissen, ob von Reis, Fleisch und Gemüse aus dem Erdbebengebiet Strahlengefahr ausgeht - eine weiterer Schlag für die Bauern in der Krisenregion.

"Die Leute werden jetzt denken: Oh Gott, das ist Fukushima-Milch," sagte ein Bauer aus der Präfektur im japanischen Fernsehen. Er lebt zwar weit entfernt vom Fukushima-Meiler, doch die japanische Dreifach-Katastrophe trifft auch ihn hart.

Am Sonntag wurden bei Milch und Spinat den zweiten Tag in Folge stark verstrahlte Produkte registriert. Regierungssprecher Yukio Edano sagte, in Fukushima und der angrenzenden Präfektur Ibaraki seien Werte über den erlaubten Grenzwerten bei einer Lieferung Spinat und vier Milchproben registriert worden. Aus Taiwan gab es Berichte, wonach leicht belastete Dicke Bohnen aus Japan entdeckt wurden.

Lebensmittel werden knapp

Der Gouverneur von Fukushima, Yuhei Sato, riet Bauern, zunächst freiwillig keine Produkte mehr auszuliefern. "Wir müssen nun geduldig sein und warten." Edano versicherte, dass keine Gefahr für die Gesundheit bestehe. Das Gesundheitsministerium werde die Lokalregierungen über weitere Maßnahmen informieren.

Beschränkungen für den Verzehr von Lebensmitteln aus der Region um Fukushima würden zur Zeit von der Regierung diskutiert, sagte Edano. Eine Entscheidung werde am Montag erwartet.

Diese Maßnahme könnte die Versorgungslage für die Erdbebenopfer noch verschlimmern: In den Notunterkünften sind bereits jetzt die Lebensmittel knapp. Viele der älteren und geschwächten Opfer brauchen dringend Wasser und Nahrung, doch wegen der zerstörten Straßen sind Lieferungen äußerst schwierig.

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Ivonne Marschall, dpa
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