Musik digital:40 Prozent Beethoven

Musikstücke lassen sich bekanntlich ohne Informationsverlust stark komprimieren. Aber mit klassischer Musik ist das offenbar noch leichter als mit Popmusik.

Christian Weber

Musikkritikern mag es leicht fallen, den musikalischen Genius von Beethoven gegen das Trällern von irgendwelchen Popsternchen abzugrenzen. Doch lassen sich auch objektive, gar messbare Kriterien für die Bestimmung von künstlerisch wertvoller Musik finden?

Originalhandschrift von Beethovens Diabelli-Variationen

Komplexe klassische Meisterwerke lassen sich besonders gut und ohne Informationsverlust digital komprimieren.

(Foto: ddp)

Nicholas Hudson von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation im australischen Brisbane plädiert im Online-Fachmagazin BMC Research Notes für eine informationstheoretische Lösung.

Hudson geht von der Theorie aus, wonach Menschen es unbewusst als besonders angenehm empfinden, wenn sie in komplexen Signalwolken möglichst einfache Muster erkennen.

Schließlich sei es seit den Zeiten der Ursavanne ein Überlebensvorteil, wenn man aus dem Datenstrom, der auf alle Sinne einströmt, die relevanten Informationen herausfiltern könne.

Diese Einsicht wandte der Forscher auf die Akustik an, indem er untersuchte, inwieweit sich Musikstücke mit den üblichen Verfahren ohne Informationsverlust digital komprimieren lassen - etwa indem man Redundanzen beseitigt oder sich wiederholende Muster erkennt.

Dabei zeigte sich, dass sich die komplexen klassischen Meisterwerke besonders gut verdichten lassen. Beethovens 3. Symphonie etwa ließ sich auf 40 Prozent der Datenmenge reduzieren.

Techno-, Rock- und Popstücke hingegen beanspruchten 60 Prozent, sinnloser Zufallslärm sogar 86 Prozent des Start-Speicherplatzes.

"Musikalische Schönheit hat womöglich eine objektivere Basis als gemeinhin angenommen", folgert Hudson. "Sie entsteht aus dem Komplexitätsgefälle zwischen anfänglicher sensorischer Wahrnehmung und der resultierenden kognitiven Auflösung."

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