Müllreduzierung:Umweltbundesamt fordert Bezahlpflicht für Plastiktüten

Plastiktüte

Verwehtes Plastik: Das Umweltbundesamt will eine Abgabe auf die Tüten einführen

(Foto: dpa)

Was nichts kostet, kann weg? Das soll sich für Plastikbeutel ändern. Das Umweltbundesamt schlägt vor, eine Abgabe auf die Tüten einzuführen, um die Müllmenge zu reduzieren. Auch Häfen sollten EU-weit für ihren Abfall zahlen.

Oft wehen sie über die Straßen, achtlos weggeschmissen: Plastiktüten. Das Umweltbundesamt (UBA) schlägt nun vor, mit einer Bezahlpflicht für alle in Deutschland ausgegebenen Plastiktüten die Müllmenge zu reduzieren. "Es gibt gerade in Bekleidungsgeschäften, Drogeriemärkten und Kaufhäusern keine Bezahlpflicht, daher empfehlen wir, dass diese Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden", sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth.

Derzeit berät eine internationale Konferenz in Berlin vor allem über die zunehmende Gefährdung der Meere durch Plastikmüll. "100 bis 140 Millionen Tonnen Müll liegen in den Weltmeeren. Zum Teil sind Müllstrudel aus dem Weltall erkennbar", sagte Flasbarth.

Das habe große Auswirkungen auf die Lebewesen, wenn sie zerriebenen Plastikmüll über die Nahrungskette aufnehmen. Tiere strangulierten sich in Müllteilen, darunter Delfin- und Walarten sowie Meeresvögel.

Plastik in der menschlichen Nahrung?

Auch der Mensch ist durch das Müllaufkommen gefährdet. "Worüber wir noch relativ wenig wissen ist, wie viel Mikroplastik über den Fischkonsum in die Nahrungskette des Menschen kommt", sagte Flasbarth. Ein zunehmendes Problem seien Mikroplastikteilchen zur Stabilisierung etwa in Kosmetika, die von den Kläranlagen nicht erwischt werden und so über das Abwasser in den Meeren landen können. "Hinzu kommt der ganze Müll in der Schifffahrt, sei es bei Kreuzfahrten oder Containerschiffen, der über Bord geworfen wird."

Wie das Problem gelöst werden könnte, zeigt ein Beispiel, das auf der bis Freitag dauernden Meeresmüll-Konferenz vorgestellt wurde: In den Ostseehäfen sind die Abfallgebühren in den Hafengebühren enthalten. "Das heißt, man kann keine Kosten vermeiden, wenn man den Abfall vor dem Hafen über Bord wirft", so Flasbarth. "Dadurch ist hier das Müllaufkommen aus der Schifffahrt deutlich zurückgegangen."

Die in die Hafengebühren integrierten Abfallgebühren sollten für alle EU-Häfen vorgeschrieben werden. In der Fischerei könnte eine Pfandpflicht auf Netze helfen, das Zurücklassen der Netze in den Meeren zu mindern, betonte Flasbarth.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: