Mongolei:Wo die Wüste die Nomaden schluckt

Die Mongolei wird immer mehr zur Wüste. Was bleibt vom Leben der Nomaden? Ein Fotograf inszeniert den Wandel.

Von Christoph Behrens

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(Foto: Daesung Lee ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Sand, Sand, Sand, und irgendwo darin verloren der Mensch: Das sind die Bilder des Fotografen Daesung Lee. Mit den Foto-Inszenierungen dokumentiert der Südkoreaner, wie die Wüste sich immer größerer Landstriche in der Mongolei bemächtigt.

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(Foto: Daesung Lee ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Vor den Bildhintergrund hat Lee andere Motive montiert: Die Tafeln zeigen die mongolische Natur, wo sie noch intakt ist. "Mit dem Kontrast möchte ich die Folgen des Klimawandels für die Nomaden zeigen", sagt Lee. Deren traditioneller Lebensraum geht wegen der Wüstenbildung rasant verloren.

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(Foto: Daesung Lee; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Das Spiel mit Zeitebenen nennt Lee futuristische Archäologie.

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(Foto: Daesung Lee; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Immer mehr Mongolen ziehen in Städte wie Ulan-Bator und geben ihre nomadische Lebensweise auf. Ihre Traditionen zeigt Lee daher wie in einem Museum, abgetrennt von der Außenwelt mit einem rotem Band.

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(Foto: Daesung Lee; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

In den Städten fehle den Nomaden das Wissen, um zurechtzukommen, sagt Lee. Häufig leben sie am Stadtrand davon, Müll zu sammeln. Auch traditionelle Sportarten der Steppe wie das mongolische Wrestling könnten mit der Urbanisierung verlorengehen.

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(Foto: Daesung Lee; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Viele der Seen der mongolischen Hochebene sind bereits verschwunden, warnen Wissenschaftler. Die Anzahl der Seen mit einer Fläche von mehr als einem Quadratkilometer sei in der Mongolei von 1980 bis 2010 um rund 18 Prozent zurückgegangen, schreiben chinesische Forscher in einer Veröffentlichung im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

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(Foto: ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Das Mongolische Plateau wird daher immer trockener. Die Hochebene umfasst neben der Mongolei auch die zu China gehörende Innere Mongolei. Das Gebiet ist rund 2,75 Millionen Quadratkilometer groß; das entspricht fast der achtfachen Fläche Deutschlands.

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(Foto: Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Als Ursache der Wüstenbildung machen die Wissenschaftler Überweidung durch Viehherden aus - die Zahl der Tiere ist innnerhalb weniger Jahre stark gewachsen. Auch die Ausweitung des Bergbaus in der Region spielt eine Rolle für die Trockenheit.

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(Foto: ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Unter der Ebene schlummern gewaltige Mengen Kohle, aber auch Eisenerz, Kupfer, Gold und Uran. Die Minen benötigen große Mengen Wasser und verschlimmern daher die Austrocknung, betonen die Forscher.

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(Foto: Daesung Lee; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Manchmal dreht Fotograf Lee die Perspektive in seinen Bildmontagen auch einfach um - zerstörte Natur überlagert dann intakte. Ein Hinweis darauf, dass der Verlust der Grassteppen sich mit geeigneten Maßnahmen aufhalten ließe.

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(Foto: Daesung Lee ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Der politische Wille, gegen die Wüstenbildung etwas zu unternehmen, scheint aber begrenzt zu sein. Die Anzahl der Kohleminen allein in der Inneren Mongolei hat sich seit 2000 etwa versechsfacht. Den Bergbau einzuschränken hieße auch, Einschnitte im Wirtschaftswachstum in Kauf zu nehmen.

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(Foto: Daesung Lee ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Die zunehmende Trockenheit hat zudem globale Ursachen. "Der Klimawandel verschärft die Wetterextreme", sagt Lee. So gab es in den vergangenen Jahren deutlich heißere Sommer und kältere Winter als im langfristigen Durchschnitt.

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(Foto: ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Gefürchtet ist vor allem der "Dzud" - ein Kälteeinbruch mit Schneestürmen und Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt. Im Sommer drohen hingegen lange Trockenperioden ohne Niederschläge.

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(Foto: ; Daesung Lee/www.indiphoto.net)

Trotz der rasanten Entwicklung lebt noch immer jeder dritte Mongole nomadisch. Wie Zukunft dieser Menschen aussieht, ist unklar: Nach Angaben der Umweltagentur der Vereinten Nationen sind in der Mongolei seit 1970 rund 900 Flüsse ausgetrocknet, 2000 Quellen versiegt und 1200 Seen verschwunden. Die Erderwärmung könnte diese Entwicklung beschleunigen.

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