Mikrobiologie:Viren gegen Bakterien

Bakteriophagen töten Krankheitserreger in Lebensmitteln ab. Wissenschaftler wollen diese Fähigkeit nun nutzen.

Mit Bakterien der Gattung Yersinia verunreinigte Lebensmittel oder Küchengeräte haben schmerzhafte, fiebrige Durchfallerkrankungen zur Folge: sogenannte Yersiniosen. Jetzt haben finnische und südkoreanische Mikrobiologen Viren eingesetzt, um Yersinien in Hackfleisch und Milch abzutöten. Die Viren eliminierten die Krankheitserreger selbst bei Kühlschranktemperaturen, berichten die Forscher im International Journal of Food Microbiology. "Unser Verfahren ist ein Modell dafür, wie eine Behandlung mit Bakteriophagen gefährliche Infektionen verhindern könnte, die von kontaminierten Lebensmitteln ausgehen", sagt Mikael Skurnik von der Universität Helsinki. Bakteriophagen sind Viren, die nur Bakterien befallen. Die Biologen vermischten die Phagen mit rohem und gebratenem Schweinehackfleisch sowie mit Milch, nachdem diese Nahrungsmittel zuvor mit Yersinien verunreinigt worden waren. Das gebratene Fleisch wurde zwölf Stunden bei 26 Grad aufbewahrt, die beiden anderen Proben drei Tage bei vier Grad gelagert. In allen Fällen vermehrten sich die Phagen, während die Bakterien gar nicht mehr nachzuweisen waren. In den Vergleichsproben ohne Virenzusatz stieg die Zahl der Yersinien dagegen innerhalb von drei Tagen auch bei kühler Lagerung stark an. Schneidbretter und Küchenmesser, die mit Yersinien kontaminiert waren, wurden durch die Viren innerhalb von zwei Stunden bakterienfrei. Um die Unbedenklichkeit der Phagen zu prüfen, verabreichten die Forscher eine Suspension der Viren an Mäuse. Im Beobachtungszeitraum von 28 Tagen traten danach keine erkennbaren Nebenwirkungen auf. Gegen ein Gesundheitsrisiko spricht auch die unvorstellbar große Zahl an verschiedenen Phagen, die ohnehin im menschlichen Darm existieren.

© SZ vom 26.02.2018 / wsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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