Migration:Immer unterwegs

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Die großen Wanderungen der Menschheit.

(Foto: ipad)

Der Mensch ist seit seinen Anfängen ein Migrant. In den meisten Fällen treiben die Wanderer den gesellschaftlichen Wandel voran und die Zielländer profitieren - wenn sie keine groben Fehler machen.

Von Hubert Filser

Vielleicht sollte man von Domenico Lucano lernen, dem Bürgermeister des kalabrischen 2000-Einwohner-Dorfes Riace. Seit 18 Jahren nimmt der Ort Flüchtlinge auf. Die ersten waren 218 halb verhungerte Kurden, die eigentlich nach Griechenland wollten und am Küstenort strandeten. Dann kamen die Afrikaner, und bald werden wieder Zehntausende in kleinen Booten anlanden, weil die sogenannte Balkanroute dicht ist. Riace nahm Jahr für Jahr Flüchtlinge auf, 6000 bis heute. Allerdings nicht bedingungslos: Die neuen Einwohner mussten verfallene Häuser im damals eher aussterbenden Ort renovieren sowie die Olivenhaine und Weinberge wieder in Ordnung bringen. Dafür durften sie mietfrei wohnen und bekamen ein kleines Taschengeld für den Alltag, das war der Deal. "Hilfe ist in Riace keine Einbahnstraße", sagt Lucano. Man versuche, den Flüchtlingen ein Zuhause zu geben, dafür müssen sie helfen, das Dorf am Leben zu erhalten. Nun ernannte die Zeitschrift Fortune den 58-Jährigen zu einem der wichtigsten Führer der Welt.

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