Meteorologie:Eis-Splitter

Warum die Tiefstwerte nicht den tiefsten Temperaturen entsprechen, wie wertvoll Schneeflocken sein können und wo es "Pfannkucheneis" gibt. Wissenswertes über das momentane Wetter.

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Deutschland friert seit Jahresbeginn ganz außerordentlich - und dies auch amtlich beglaubigt. Der Deutsche Wetterdienst bescheinigte der eisigen Luft "großes Beharrungsvermögen", und hat auch festgestellt, dass sie sich zeitweilig unerwartet verteilte: In Deutschland war es streckenweise kälter als am Polarkreis.So hat der diesjährige Januar alle Chancen, unter die Top Ten der kältesten deutschen Januarmonate seit Beginn der Messungen zu gelangen. In den ersten beiden Wochen dieses Jahres lag die Temperatur im Mittel bei Minus 4,4 Grad, das entspricht 3,8 Grad unter dem langjährigen Mittel. Bis Ende des Monats wird sich Meteorogen zufolge daran wohl wenig ändern. Den eisigsten Januar erlebte Deutschland 1940, als es im Mittel Minus 9,1 Grad kalt war.Foto: AP

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Wenn die Meteorologen Tag für Tag neue Tiefstwerte verkünden, ist der Tiefpunkt in Wirklichkeit noch gar nicht erreicht. Die tatsächlichen Minimaltemperaturen liegen im Winter meist noch unter den ofiziell verkündeten.Grund ist eine internationale Vereinbarung, wonach Meteorologen die Tiefstwerte bis sieben Uhr euroäischer Winterzeit melden müssen. In den zwei bis drei Stunden, die auf die Messung folgen, kühlt die Erde jedoch in der Regel noch weiter aus, denn erst zwischen neun und zehn Uhr stoppt winters die Sonne deren nächtliche Wärmeabgabe. Abhängig von der Bewölkung kann der Unterschied zwischen den offiziellen und tatsächlichen Tiefstwerten bis zu drei Grad betragen.Foto: dpa

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Skandinavien erlebt derzeit ein seltenes Wetterphänomen. So kalt war es in den vergangenen Wochen, dass Kattegat und Skagerrak zum ersten Mal seit 25 Jahren zuzufrieren drohen. Während zumindest auf der schwedischen Seite die Gewässer zwischen den Schären schon mit einer stabilen Eisfläche bedeckt sind, haben sich auf der offenen See zwischen Göteborg und Skagen große Mengen "Pfannkucheneis" gebildet.So bezeichnet man die zahllosen kleinen und mittelgroßen, meist tellerförmigen Eisklumpen, die miteinander in einer halbfesten Verbindung einen sich träge bewegenden Eisbrei bilden. Er kann sich über große Fläche erstrecken und plötzlich hart gefrieren."Pfannkucheneis" entsteht, wenn sich Wasser aus der Ostsee mit dem salzhaltigeren Wasser der Nordsee vermischt. Weil das weniger salzhaltige Wasser früher gefriert, entstehen in dieser Mischung und oft in mehreren Meter Tiefe "Eisnadeln", an die sich gefrierendes Wasser anlegt und Klumpen bildet. Diese steigen als "Eisschlamm" an die Oberfläche, der sich dann, ausreichend niedrige Temperaturen vorausgesetzt, zu "Pfannkucheneis" verhärtet. Weil die einzelnen Schollen unablässig gegeneinanderstoßen, ist ihr Rand meist wulstig aufgeworfen.Foto: AP

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Einen ungewöhnlichen Anblick bieten derzeit auch die Strände der nordfriesischen Inseln. Tonnenweise häufen sich dort tote Amerikanische Schwertmuscheln auf. Die eingewanderte Art kann sich vor Frost nur schlecht schützen. Andererseits verkraftet sie ein Massensterben gewöhnlich gut. Denn auch im Frühjahr enden viele Muschelleben vorzeitig - wahrscheinlich weil sich die Meeresbewohner bei der Fortpflanzung über Gebühr verausgaben.Im Wattenmeer leidet momentan die Amerikanische Pantoffelschnecke, doch auch diese Art wird zwar dezimiert, aber laut dem Sylter Alfred Wegener Institut nicht aussterben. Profitieren vom Frost dürfte die heimische Miesmuschel. Denn ihren Fressfeinden, beispielsweise Seesternen, setzt die Kälte stärker zu.Foto: ddp

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Die ersten Fotos, die je von Schneekristallen gemacht worden, stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts und werden diesen Monat in New York verkauft. Für je 4.800 Dollar werden insgesamt zehn der historischen Aufnahmen angeboten.Sie stammen von Wilson Bentley, einem Vermonter Bauern und Hobbyfotografen. Er begann mit 19 Jahren, Schnee zu fotografieren und schuf mehr als 5000 Aufnahmen. Sein Katalog der Kristalle war so umfangreich, dass nahezu 100 Jahre lang kaum mehr weitere Fotos entstanden. 1931 starb Bentley auf dem Nachhauseweg - in einem Blizzard.Foto: AP

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Die momentanen Temperaturen dürften uns weniger filigrane Schneegebilde bescheren als jene, die Bentley fotografierte. Je kühler es ist, umso plumper ist die Gestalt der Schneekristalle. Bei wärmeren Temperaturen wirbelt Aufwind die Kristalle mehrfach auf und ab. Dabei schmelzen sie teilweise, kristallisieren erneut und bilden so komplexere Formen.Foto: Yanping Wang, Beijing Planetarium China / Nikon Small World

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Egal wie bütenweiß er erscheint, Schnee ist in seiner Existenz auf Dreck in der Luft angewiesen. Damit Schnee entsteht, muss zunächst so viel Feuchtigkeit in der Luft sein, dass sich Wolken bilden. Wenn es dann noch richtig kalt wird, können die in Wolken vagabundierenden Wasserpartikel erstarren und weitere Wasserteilchen an sich binden. So entstehen zunächst weniger als ein Zehntelmillimeter kleine Eiskristalle. Hängen sich mehrere Eiskristalle in den Wirbeln einer Wolke zusammen, spricht man von einer Schneeflocke.Doch die Wassertröpfchen brauchen anfangs für das Vereisen eine Art Startschuss, einen Auslöser, der die Verkettung der einzelnen Moleküle zum Eiskristall in Gang setzt. Diesen Auslöser bilden sogenannte Eiskeime, auch Kristallisationskeime genannt. In der Luft sind das meist winzige Staubteilchen, an denen bei Eiseskälte die zunächst flüssigen Wassertröpfchen festfrieren.Als Eiskeime können auch mikroskopisch winzige Unebenheiten auf Oberflächen wirken, zum Beispiel auf einer Fensterscheibe. Solche Eiskeime bringen dann Eisblumen zum Blühen. Ohne Kristallisationskeime kann Wasser übrigens sogar bei minus 40 Grad Celsius noch flüssig bleiben.Foto: AP

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Vielleicht wusste die Bild-Zeitung einfach nicht mehr, wie sie ihre Leser mit dem Thema Schnee und Kälte noch aus dem Haus locken sollte und versuchte es mit der Warnung vor dem "Blizzard". Das klang nach all dem Verdruss über angebliches Schneechaos doch endlich mal wieder dramatisch.Beim Blizzard handelt es sich tatsächlich um ein gefährliches Wetterphänomen; allein: Es kommt fast ausschließlich in Nordamerika vor.Bei einem Blizzard fließt Kaltluft - oft bis zu Minus 35 Grad - aus den polaren Breiten Kanadas nach Süden. Dann gibt es heftige Schneefälle, die häufig das öffentliche Leben lahm legen. Solche extremen Verhältnisse gibt es in Mitteleuropa kaum, denn die Nord- und Ostsee erwärmen die Luft aus dem Norden und puffern die Blizzard-Gefahr damit ab.Foto: AP (SZ/sueddeutsche.de/beu/joku)

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