Meteorologie:Dürre-Alarm

Der Deutsche Wetterdienst plant, Bauern vor Trockenheit zu warnen. Mit dem neuen Modell hätte sich die Trockenheit des vergangenen Sommers bereits Mitte Mai vorhersagen lassen. Den Bauern würde der Wissensvorsprung helfen.

Von Michael Bauchmüller

Für viele Bauern wird er unvergesslich bleiben, der Sommer 2018. Der Sommer, in dem Kartoffeln auf dem Acker vertrockneten und der Mais gar nicht erst keimte, in dem Viehfutter knapp wurde. Dass in der Folge nicht reihenweise Höfe pleite gingen, war nur millionenschweren Nothilfen zu verdanken. Aber geht es auch anders? Lassen sich dürre Zeiten vorhersagen?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat sich daran versucht. Erst mit den üblichen Prognosemodellen, mit Hilfe des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen. Mit 51 Modellläufen mit jeweils leicht veränderten Ausgangskonstellationen sollte ein Mittelwert bestimmt werden. "Das Ergebnis war ernüchternd", sagt DWD-Vize Paul Becker. Mit den tatsächlichen Mengen und Orten der Niederschläge hatte der Mittelwert nicht viel gemein. "Niederschlagsvorhersagen sind ein schwieriges Geschäft", sagt Becker. Und also keines, auf das sich Landwirte verlassen können, jedenfalls nicht auf lange Sicht.

Das sieht bei der Bodenfeuchte ganz anders aus. Auch damit experimentierte der Wetterdienst, diesmal erfolgreicher. Böden speichern Feuchtigkeit über Wochen und Monate, sie geben sie nur peu à peu an die Pflanzen ab. Damit sind sie das träge Gegenstück zu den schwankenden Niederschlägen - und weil das so ist, lässt sich hier am ehesten eine drohende Dürre ablesen. Ein neues Modell soll deshalb künftig, basierend auf Niederschlagsprognosen, auch die Bodenfeuchte vorhersagen, um so Bauern rechtzeitig warnen zu können.

Für Winterweizen hat der DWD das Modell schon getestet, mit den Berechnungen kam er nah an die beobachtete Wirklichkeit ran. "Mit den heute verfügbaren Instrumenten", sagt DWD-Mann Becker, "hätte die Dürre schon Mitte Mai 2018, also sechs Wochen vorher, mit guter Qualität vorhergesagt werden können." Landwirte hätten sich früher darauf einstellen können, also etwa Dünger ausbringen, solange der Boden noch ausreichend feucht ist. Der Schaden wäre geringer ausgefallen.

Einstellen müssen sie sich aber auf die Extreme so oder so. Letztendlich sind auch die neuen Prognosemodelle nur ein Teil der Anpassung an den Klimawandel, für den das Jahr 2018 neue, eindrucksvolle Belege geliefert hat. Mit einer Mitteltemperatur von 10,5 Grad war es das wärmste Jahr seit Beginn der hiesigen Aufzeichnungen. Das war 1881. Nie wurden seither mehr Sonnenstunden gemessen, allerdings schon dreimal weniger Regen, zuletzt 1959. Mit durchschnittlich 586 Litern je Quadratmeter waren es 200 Liter weniger als üblich. Eben: Dürre.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: