Meteoritenkrater:Die Narben der Erde

Die Erde steht stärker unter kosmischem Beschuss als angenommen. Das zeigt eine Untersuchung der Erdoberfläche mit Lasern, die auch unscheinbare Krater aufspüren.

Axel Bojanowski

Ein Feuerball erleuchtete den Nachthimmel über Kanada. Unter lautem Donner und begleitet von Blitzen zerbarst vergangenen Donnerstag ein Meteorit in Tausende Teile. Seine Trümmer prasselten im Grenzgebiet der Provinzen Alberta und Saskatchewan in Zentralkanada auf die Erde.

Meteoritenkrater: Der Manicouagan-Stausee in Kanada ist eine Ausnahme: Das Becken, in dem ein Ring aus Wasser steht, entstand bei einem gigantischen Meteoriten-Einschlag. Die meisten Krater auf der Erde sind jedoch klein und verborgen.

Der Manicouagan-Stausee in Kanada ist eine Ausnahme: Das Becken, in dem ein Ring aus Wasser steht, entstand bei einem gigantischen Meteoriten-Einschlag. Die meisten Krater auf der Erde sind jedoch klein und verborgen.

(Foto: Foto: Google Earth)

"Das Geschoss glich einer brennenden Rakete", berichteten Augenzeugen. Das Ereignis scheint zu beweisen, was viele Wissenschaftler seit einiger Zeit vermuten: Die Erde steht wohl stärker unter kosmischem Beschuss als angenommen.

Um die Gefahr von Einschlägen einzuschätzen, zählen Wissenschaftler Asteroide, die in Erdnähe ihre Bahn ziehen. Zudem schließen sie aus der Menge an Einschlagkratern auf die Häufigkeit von Treffern aus dem All.

Doch beide Methoden lassen nur ungenaue Schätzungen zu: Viele Asteroiden sind mit Teleskopen nicht aufzuspüren und Krater werden im Laufe der Zeit von Sand, Schlamm und Pflanzen zugedeckt. Nur große Krater wie etwa der Manicouagan-Stausee in der ostkanadischen Provinz Québec lassen sich leicht identifizieren.

Dem kanadischen Geoforscher Chris Herd von der Universität Alberta ist es nun gelungen, mit einem Computerprogramm unter die Vegetationsdecke in Westkanada zu blicken. Dabei fand er die Spuren von 74 Meteoritentrümmern wie er in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Geology schreibt. "Hunderte Meteoritenkrater weltweit", ließen sich mit seiner Methode noch entdecken, erwartet er. So ließe sich die Gefahr von Einschlägen aus dem All besser abschätzen.

Herd nutzt Landkarten, die von Flugzeugen aus mit Lasern gefertigt wurden. Die Laserstrahlen tasten die Oberfläche Zentimeter für Zentimeter ab, so dass ein präzises Abbild des Erdbodens entsteht. Mit einem Computerprogramm tilgt der Geoforscher die Vegetation von der Landkarte. Der Bewuchs wird quasi "ausradiert", so dass der nackte Erdboden zu sehen ist. Nun offenbaren sich kleinste Unebenheiten, manche stammen vom Einschlag kleiner Meteoriten.

Dass Einschläge häufiger sind als vermutet, wurde Nordamerikanern jüngst verdeutlicht. Bevor vergangene Woche der Feuerball niederging, beschädigte unlängst ein Meteoriten-Schauer drei Häuser in Chicago.

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