Ein dunkler Fleck auf dem Planeten Jupiter sorgt für Aufregung unter Astronomen. Offenbar ist in den vergangenen Tagen ein Asteroid oder ein Komet auf Jupiter geprallt und hat eine mächtige Narbe auf der gasförmigen Oberfläche des Planeten hinterlassen. Der mit Amateurfernrohren sichtbare schwarze Fleck hat etwa die Größe des pazifischen Ozeans. Experten schätzen, dass ein Brocken mit mindestens 500 Metern Durchmesser auf dem größten Planeten des Sonnensystems eingeschlagen ist.
Als Erster hatte ein Amateurastronom aus Australien am Wochenende den rätselhaften Fleck auf der gasförmigen Hülle des Jupiters entdeckt. Nachdem er seine Beobachtung per Mail an Experten der Nasa geschickt hatte, schwenkten die Astronomen ein auf Infrarot-Licht spezialisiertes Teleskop auf Hawaii in Richtung Jupiter.
Auch dieses entdeckte die Veränderung auf dem Planeten, und nach sechs Stunden Beobachtungszeit war klar: Es handelt sich nicht um ein Wetterereignis, beispielsweise einen Wirbelsturm auf Jupiter. Der Fleck zeugt von einem größeren Himmelskörper, der auf Jupiter gestürzt ist. Astronomen sind fasziniert, doch verdeutlicht das Ereignis auch, wie verletzlich Planeten gegenüber den Gefahren des Weltraums sind.
Gasmassen aufgewirbelt
Auf Infrarot-Bildern konnte gezeigt werden, dass an der vermutlichen Kollisionsstelle erhitzte Gasmassen aufgewirbelt wurden, ein klares Anzeichen für einen kürzlich erfolgten Einschlag. Auch mit dem gewaltigen Keck-Teleskop auf Hawaii wird der neue Fleck auf Jupiter derzeit untersucht.
Das Ereignis weckt Erinnerungen an 1994, als die Splitter des Kometen Shoemaker-Levy9 auf spektakuläre Weise auf Jupiter einschlugen. Damals war die Kollision frühzeitig vorhergesagt worden, und Teleskope wie Fernsehanstalten in aller Welt hatten das planetare Schauspiel live verfolgt.
Doch was ist am vergangenen Wochenende auf Jupiter geprallt? "Keine Ahnung", sagt der Nasa-Astronom Glenn Orton. Sicher ist nur, dass der interplanetare Querschläger physikalisch vergleichbar ist mit den Splittern von Shoemaker-Levy9, die vor 15 Jahren auf Jupiter die Energie von 50 Millionen Hiroshima-Atombomben entluden.
Wabernde gasförmige Struktur von Jupiter
Diesmal war das Projektil vermutlich zwischen 500 und 1000 Meter dick und somit ähnlich groß wie der Meteorit, der vor gut 14 Millionen Jahren das Nördlinger Ries in Bayern geschaffen hat. Dass ein solcher Einschlag auf Jupiter eine wesentlich größere Narbe hinterlässt als den gut 22 Kilometer durchmessenden Krater bei Nördlingen, liegt an der wabernd gasförmigen Struktur Jupiters.
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahrzehnten ist Jupiter von einem schweren Einschlag getroffen worden. Das liegt nicht zuletzt an seiner enormen Masse. Der Planet ist 318-mal so schwer wie die Erde, und seine Gravitation wirkt wie ein Staubsauger, der vagabundierende Asteroiden und Kometen einfängt.
Es wird sogar spekuliert, dass ein schwerer Planet wie Jupiter notwendig ist, damit sich auf benachbarten Planeten Leben bilden kann - unbehelligt von kosmischen Irrläufern.