Süddeutsche Zeitung

Meteoriteneinschläge:Warum es auf der Erde so wenige Krater gibt

Auf dem Mars gibt es etwa 300 000 Überbleibsel von Meteoriten, auf der Erde nur 500. Wissenschaftler erklären nun mit einer Rechnung, woran das liegt.

Von Patrick Illinger

Generell sind die Unterschiede zwischen dem Mars und der Erde nicht allzu groß. Der Mars ist ein ganzes Stück kleiner, und die Temperaturen liegen ein paar Dutzend Grad niedriger. Aber gemessen an der Vielfalt astronomischer Himmelskörper spielen die beiden Planeten in der gleichen Liga. Einer der auffälligsten Unterschiede besteht allerdings in der Zahl der Einschlagkrater auf der Oberfläche. Während auf dem Mars rund 300 000 sicht- und messbare Überbleibsel von Meteoriten zu finden sind, gibt es auf der Erde ganze 188 geologisch nachgewiesene Krater. Da liegt die Annahme nahe, dass es auf unserem Planeten noch viele verborgene, vom Ozean oder von Staubschichten bedeckte Krater zu finden gibt. Doch dem ist nicht so, wie Freiburger Wissenschaftler nun errechnet haben.

Ganze 340 noch unentdeckte Krater mit bis zu sechs Kilometer Durchmesser vermuten die Geologen Stefan Hergarten und Thomas Kenkmann auf der Erde (Earth and Planetary Science Letters, Bd. 425, S. 187, 2015). Das ist das Ergebnis einer Wahrscheinlichkeitsrechnung, bei der berücksichtigt wurde, wie schnell geologische Strukturen auf der Erde erodieren - nämlich mit rund 0,1 Millimeter pro Jahr. Das klingt nicht nach viel, und doch bedeutet es, dass Gebirge und eben auch Krater etwa tausendmal so schnell verschwinden wie auf dem Mars. Noch langsamer verläuft die Erosion übrigens auf dem Mond.

Die Forscher widersprechen damit früheren Schätzungen, wonach es weltweit noch viele Tausend unentdeckte Krater geben müsste. Die Wahrscheinlichkeit für Meteoriten-Einschläge ist auf der Erde schließlich ähnlich groß wie auf den benachbarten Himmelskörpern. Doch die irdischen Krater verschwinden schneller.

Manchen unentdeckten Krater findet man zum Beispiel mit Messungen der lokalen Schwerkraft, wie sie die Ölbranche unternimmt. Eine ringförmige Verdichtung von Gestein im Untergrund kann auf einen verborgenen Krater hindeuten. Ein weiteres Instrument zur Entdeckung neuer Krater ist Google Earth. Die weltumspannende Datenbank aus Satellitenbildern wird gerne von Hobbygeologen für die Kratersuche genutzt. Mit Erfolg. 2010 wurden die Spuren eines vergleichsweise frischen, 45 Meter breiten Einschlags in der Wüste Ägyptens entdeckt.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2015
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