Menschheitsgeschichte:Die Größe des Hirns ist nicht alles

Schädel eines Homo naledi

Schädel eines Homo naledi.

(Foto: John Hawks)
  • Archäologen haben das überraschend kleine Gehirn des Frühmenschen Homo naledi untersucht.
  • Dabei analysierten sie Abdrücke, die das Hirn im Inneren des Schädels hinterlässt.
  • Offenbar ist die Große des Hirns nicht so ausschlaggebend für die Entwicklung menschlicher Vorfahren, wie bisher angenommen.

Von Sophie Rotgeri

Anscheinend war die Struktur des Hirns bei den frühen Verwandten des Menschen entscheidender als dessen Größe. Das berichten Archäologen im Fachjournal PNAS. Die Wissenschaftler untersuchten sieben fossile Schädelfragmente, auf denen das Gehirn Abdrücke hinterlassen hatte. Danach war das Hirn des Homo naledi trotz seiner geringen Größe dem des modernen Menschen überraschend ähnlich.

2013 waren die Überreste des Homo naledi in der Rising-Star-Höhle in Südafrika entdeckt worden. Die Gegend ist auch als "Cradel of Human Kind", also als Wiege der Menschheit, bekannt. Zwei der Co-Autoren der aktuellen Studie, John Hawks und Lee Berger, waren damals an der Ausgrabung der Fossilien beteiligt.

Der Fund hatte die Archäologen erstaunt. Homo naledis kleiner Schädel ließ auf eine eher primitive Art schließen. Im Kontrast dazu hatte die Spezies jedoch einen recht modernen Körper. Seine Hände eigneten sich, um Werkzeuge zu schaffen. Er hatte lange Beine, menschenähnliche Füße und seine Zähne lassen auf eine hochwertige Ernährung schließen.

Homo Sapiens hatte das dreifache Hirnvolumen

"Das Hirn des Naledi würde man eher beim Homo habilis vor zwei Millionen Jahren erwarten", erklärt Co-Autor John Hawks. "Doch Habilis hatte kein so kleines Gehirn - Naledi schon". Der Homo naledi lebte erst vor etwa 300 000 Jahren und damit womöglich gleichzeitig mit dem frühen Homo sapiens, dessen Hirnvolumen die dreifache Größe hatte.

Scheinbar ist es weniger die Größe des Gehirns, die die Homo-Gattung von primitiveren Vorfahren wie Australopithecus unterscheidet, sondern spezifische Hirnstrukturen.

Ähnlich wie bei modernen Menschen liegt die linke Hirnhälfte beim Homo naledi weiter vorn als die rechte. Auch die Form der Frontallappen des Homo naledi gleicht denen der modernen Menschen. Andere Vertreter der Gattung Homo, wie Homo erectus, Homo habilis oder Homo floresiensis haben ebenfalls ähnliche Frontallappen. Von allen Gemeinsamkeiten, die die Wissenschaftler finden konnten, ist diese besonders interessant, erklärt Co-Autor Shawn Hurst: "Es ist zu früh, um über eine mögliche Sprache oder Kommunikation des Homo naledi zu spekulieren, aber der Mensch braucht diese Hirnregion für Sprache".

Bisher dachte man, dass die Hirnstrukturen, wie sie im Homo naledi zu finden sind, durch ein großeres Hirn bedingt sind. Doch der Homo naledi schient diese These zu widerlegen.

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