Meeresbiologie:Wenn die Wale verstummen

Blauwale reagieren auf Schiffslärm nicht nur mit lauteren Rufen. Häufig lässt der Krach unter Wasser die Meeressäuger einfach schweigen. Sie reagieren demnach sensibler auf Unterwasser-Lärm als gedacht.

Katrin Blawat

Blauwale reagieren noch empfindlicher auf Unterwasser-Lärm als bislang vermutet. Sogar wenn sich die Schallfrequenzen nicht mit denen überlappen, die Blauwale für ihre Kommunikation nutzen, beeinflusst der Lärm das Verhalten der Tiere ( PLoS One, Bd. 7, S. e32681, 2012).

Unterwasserlärm stört Blauwale noch stärker als bislang angenommen. (Foto: NOAA)

Wie Forscher um Mariana Melcón von der University of California in San Diego beobachteten, stießen Blauwale in den Gewässern Südkaliforniens seltener bestimmte Rufe aus, wenn zugleich Schallwellen mittlerer Frequenzen ertönten.

Dieser Effekt war umso deutlicher, je näher die Lärmquelle den Tieren war. Laute mit einer Frequenz von ein bis acht Kilohertz reduzierten der Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Blauwale den sogenannten D-Ruf hören ließen. Diesen nutzen die Blauwale, um Artgenossen auf Futtermöglichkeiten hinzuweisen oder die Gruppe beim Fressen zusammenzuhalten.

Der D-Ruf hat eine Frequenz von weniger als 100 Hertz. Er überlappt sich also nicht mit mittelfrequenten Schallwellen. Bisher habe es keine Untersuchungen dazu geben, dass auch nicht überlappende Schallfrequenzen das Verhalten der Wale ändern können, so die Autoren.

Bekannt ist hingegen der Einfluss niederfrequenten Unterwasser-Schalls, der in Wal-Gebieten vor allem von Schiffen stammt. Melcón und ihre Kollegen ermittelten, dass die Blauwale bei niederfrequentem Schall häufiger den D-Ruf ausstoßen.

Früheren Studien zufolge animiert Schiffslärm Wale zudem zu lauteren Rufen. Forscher bezeichnen den zunehmenden Unterwasser-Krach als großes Problem für die Meeressäuger, weil deren Jagderfolg und Fortpflanzungsfähigkeit erheblich von der Kommunikation mit Artgenossen abhängen.

Gesänge von Meererssäugern sind auf der Homepage des Scripps Whale Acoustic Lab zu hören.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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