Süddeutsche Zeitung

Meer und Klima:Wie weltweit die Wärme strömt

Golfstrom, Kanarenstrom, Kuroshio: Wem das nichts sagt, dem hilft ein Film der US-Raumfahrtbehörde Nasa auf die Sprünge. Er zeigt den weltweiten Verlauf der wichtigsten Meeresströmungen. Fachleute bezeichnen den Kreislauf auch als globales Förderband. Gäbe es die Strömungen nicht, sähe unser Klima anders aus.

In zweieinhalb Jahren um die Welt - normalerweise schafft das die Nasa wesentlich schneller. Doch für ein Projekt, dessen Ergebnis die US-Raumfahrtbehörde nun veröffentlicht hat, spielt Zeit fast keine Rolle: Die Forscher haben den Verlauf der globalen Ozeanströmungen nachgezeichnet, von Juni 2005 bis Dezember 2007. Perpetual Ocean heißt das Projekt.

Das Video zeigt in Zeitraffer-Geschwindigkeit, wie vier der fünf Weltmeere in einem ständigen Kreislaufsystem über Meeresströmungen miteinander verbunden sind. In Anlehnung an entsprechende Verfahren in der Industrie bezeichnen Forscher den weltweiten Kreislauf auch als globales Förderband der Ozeane: Großräumige Meeresströmungen transportieren unvorstellbar große Wassermassen rund um den Globus. "Das Ziel war, allein anhand von Daten zum Strömungsverlauf der Ozeane ein Erlebnis zu schaffen", schreiben die Forscher auf der Internetseite des zuständigen Goddard Space Flight Center der Nasa.

Der Kreislauf beginnt im Nordatlantik, im äußersten Westen Europas: Dort sorgt der Kanarenstrom das ganze Jahr hinweg für ausgeglichene Temperaturen - nicht zuletzt auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln. Auf Höhe der Kapverdischen Inseln vor der westafrikanischen Küste knickt er ab in westliche Richtung und wird zum Nordäquatorialstrom mit Kurs auf die Karibik, wo dann in Richtung Norden und Nordosten der Golfstrom fließt.

Im Süden dagegen befindet sich der Äquatoriale Gegenstrom: Wie der Name schon verrät, geht es wieder zurück über den Atlantik, dieses Mal jedoch etwas weiter südlich. Kurz vor der westafrikanischen Küste löst ihn der Südäquatorialstrom ab, doch schon etwas weiter südlich stößt er auf den Benguelastrom: Der kommt aus Richtung Südantarktis und ist entsprechend kalt - um nach Südafrika zu gelangen, hilft nur der Umweg über den Brasilienstrom entlang des lateinamerikanischen Kontinents.

Östlich von Feuerland übernimmt der Südatlantikstrom, weiter geht es bis an die südafrikanische Küste. Dort, genauer im östlichen Teil, wäre es deutlich unwirtlicher, käme von Madagaskar her nicht der Mosambikstrom. Dieser sorgt maßgeblich dafür, dass die südafrikanische Garden Route ihrem Namen alle Ehre macht. Der Südindienstrom schlägt einen weiten Bogen hinauf zum Westaustralstrom - einer kalten Meeresströmung, die bis an die Westküste Australiens führt. Der Äquatoriale Gegenstrom führt schließlich bis nach Indonesien, dahinter übernimmt der Nordäquatorialstrom und mündet auf der Höhe von Südkorea in den warmen Kuroshio.

Über Taiwan geht es weiter bis kurz vor Japan. Dort knickt der Warmwasserstrom nach Osten ab und vereinigt sich mit dem von Norden kommenden Kaltwasserstrom Oyashio zum Nordpazifikstrom. Hier allerdings endet der Strömungsfilm - dass auf der anderen Seite die kalifornische Küste liegt, deutet der Film nur noch an.

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