Als Frances Kelsey im August 1960 ihren Dienst bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA antrat, konnte sie ebenso wenig wie ihre Kollegen ahnen, dass sie gleich mit ihrem ersten Fall Geschichte schreiben und Gesetze verändern würde. Auf ihrem Schreibtisch lagen die Papiere des Pharma-Unternehmens Richardson-Merrell. Es beantragte, ein Medikament namens Kevadon in den USA verkaufen zu dürfen. Der Hersteller rechnete in dieser Angelegenheit mit keinerlei Problemen. Schließlich war der Hauptwirkstoff Thalidomid als Schlaf- und Beruhigungsmittel in Europa bereits zugelassen - sogar zur Behandlung der Morgenübelkeit bei Schwangeren. Seit Oktober 1957 war das Mittel auch in Deutschland im Handel. Sein Name: Contergan.
Medizingeschichte:Gesunde Skepsis
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Für ihren Widerstand gegen den Wirkstoff Thalidomid wurde sie heftig attackiert: die Pharmazeutin Frances Kelsey, hier auf einem Bild von 1962.
(Foto: AP)Sie wurde als "Erbsenzählerin" verunglimpft: Wie die Pharmakologin Frances Kelsey verhinderte, dass der Contergan-Wirkstoff auch in den USA verkauft wurde.
Von Hanno Charisius
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