Medizin:Lustlos trotz Pille

Handout photo shows the drug, flibanserin, under the trade name Addyi, nicknamed 'female Viagra'

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA kritisierte die Bewertungskriterien der Pharmafirma für die Zulassung von Flibanserin als nicht ausreichend validiert.

(Foto: Sprout Pharmaceuticals/Reuters)

Das in den USA zugelassene Medikament Flibanserin ermöglicht Frauen kaum ein besseres Sexleben.

Von Berit Uhlmann

Die Wirkung steht in keinem Verhältnis zu den Erwartungen, welche die Frauen-Lustpille Flibanserin geweckt hat: Frauen, die das auch "Pink Viagra" genannte Medikament einnehmen, erleben innerhalb von zwei Monaten durchschnittlich eine befriedigende sexuelle Begegnung mehr als jene, die darauf verzichten. Dagegen ist das Risiko für Nebenwirkungen erheblich, wie niederländische und belgische Forscher in einer Metaanalyse im Fachblatt Jama Internal Medicine zeigen. Unter dem Einfluss des Medikaments erlebten Frauen vier Mal häufiger Schwindel und Schläfrigkeit.

Ihr Risiko für Übelkeit verdoppelte sich. Die Forscher hatten insgesamt acht Studien mit fast 6000 Teilnehmerinnen ausgewertet. Die Vorteile fallen in dieser Analyse noch bescheidener aus als von der US-Zulassungsbehörde FDA angenommen. Sie ließ das Medikament im August 2015 zur Behandlung der sogenannten "Hypoactive Sexual Desire Disorder" zu. "Die Flibanserin-Saga ist unbefriedigend", schreiben US-Wissenschaftler in einem begleitenden Kommentar. Sie kritisierten die FDA dafür, ein Medikament befürwortet zu haben, das marginal wirksam und in seiner Sicherheit nicht abschließend bewertet sei. Das Medikament steht im Verdacht, zusammen mit Alkohol zu einem starken Abfall des Blutdrucks zu führen.

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