Medizin:Endloser Trip

Ab geht die Party: Schon lange rätseln Wissenschaftler, wie LSD wirkt. Nun entschlüsseln Forscher den Mechanismus der Droge. In einer Studie zeigen sie, wie die Substanz im Gehirn des Konsumenten förmlich umschlungen wird.

Von Felix Hütten

Nur ein bisschen lutschen am mit der Droge beträufelten Löschpapier, und ab geht die Party: Es folgt ein langer Trip in bunten Farben, dazu Herzrasen und manchmal totaler Kontrollverlust. LSD ist eine der bekanntesten und stärksten halluzinogenen Drogen, weltweit verbreitet, täglich angewendet. Doch Wissenschaftler rätseln seit Jahren, wie genau Lysergsäurediethylamid im Gehirn eigentlich wirkt - und warum ein LSD-Trip so lange anhält.

Ein chemischer Deckel hält das Drogen-Molekül lange am Rezeptor fest

Der Pharmakologe Bryan Roth von der University of North Carolina, in seiner Jugend viel auf Konzerten unterwegs, verfolgt diese Frage seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere. Nun haben er und sein Team in einer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachmagazin Cell, den Bindungsmechanismus von LSD an Rezeptoren im Gehirn untersucht. Die Forscher konnten zeigen, dass Rezeptoren im Gehirn, an die sonst der Botenstoff Serotonin andockt, die Droge förmlich umschlingen und nicht wieder loslassen. Man kann sich diese Rezeptoren wie eine Tupperdose vorstellen, deren Deckel mit Klammern verschlossen wird - kein Entkommen für das Pausenbrot. Oder eben, übertragen auf das Gehirn, für das LSD-Molekül.

Die Forscher vermuten, dass diese innige Bindung und insbesondere der festgezurrte Deckel die lang anhaltende Wirkung der Droge erklärt. LSD wirkt acht bis zwölf Stunden, manchmal sogar bis zu einen Tag, obwohl es im Blut schon nach Stunden nicht mehr nachweisbar ist.

Glücklicherweise endet der Drogentrip irgendwann. Was den Grund angeht, hat Roth zwei Vermutungen. Zum einen bewegen sich die Deckel der Serotoninrezeptoren etwas und ermöglichen so doch immer wieder LSD-Molekülen die Flucht. Zum zweiten könnte der Körper die mit dem eigenartigen Party-Molekül besetzten Rezeptoren aus dem Verkehr ziehen.

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