Medikamentenrückstände:Schlafmittel putschen Barsche auf

Medikamentenrückstände: Flussbarsche können von Rückständen von Medikamenten unter Umständen sogar profitieren

Flussbarsche können von Rückständen von Medikamenten unter Umständen sogar profitieren

(Foto: Dgp.Martin/Wikimedia/CC-by-3.0)

Ein Schlafmittel macht Barsche fit. Spuren von Oxazepam, das kaum noch verordnet wird, schwimmen in schwedischen Flüssen. Offenbar schadet das den dort heimischen Fischen nicht - im Gegenteil.

Von Kathrin Zinkant

In den 1980er-Jahren war die Weissagung der Cree noch ziemlich populär: Erst wenn der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen sei, so lautete sie, werde man feststellen, dass man Geld nicht essen kann. Heute stellt sich die Frage, ob manches Gift nicht womöglich auch seine guten Seiten hat. Verhaltensökologen von der Umeå Universität in Schweden haben an Barschen gezeigt, dass Medikamentenreste den Tieren sogar nutzen können.

Thomas Brodin und sein Team hatten für ihre Experimente junge Flussbarsche in einem schwedischen See gefangen und in Labortanks dann sowohl die Tiere als auch deren Laich verschiedenen Konzentrationen des Schlafmittels Oxazepam ausgesetzt. Das Medikament zählt wie Diazepam zu den Benzodiazepinen und kam in den Sechzigerjahren für die Behandlung von Angst- und Schlafstörungen auf den Markt. Es wurde damals sehr häufig eingenommen, bringt allerdings eine lange Liste unerwünschter Nebenwirkungen mit sich, weshalb die Verschreibungen bis heute dramatisch abgenommen haben.

Schlafmittel macht Barsche aufmüpfiger und asozialer

Trotzdem lässt sich das Mittel noch heute in vielen Oberflächengewässern nachweisen. Was zumindest für die dort lebenden Barsche seine guten Seiten zu haben scheint: Die schwedischen Forscher fanden heraus, dass die Sterblichkeit sowohl unter erwachsenen Barschen als auch bei den Barschbabys aus behandeltem Laich mit steigender Oxazepam-Konzentration abnimmt (Environmental Research Letters, online).

Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler deutliche Verhaltensänderungen der Barsche beobachten: Je höher die Konzentration des Medikaments im Wasser, desto aktiver, aufmüpfiger und asozialer wurden die Tiere. Der Effekt ließ sich klar auf das Beruhigungsmittel zurückführen. Ob die Effekte für die Tiere auch auf Dauer positiv zu werten sind, dazu äußerten sich die Forscher nicht. Sie fordern lediglich, die Effekte von Medikamenten stärker in die ökotoxikologische Bewertung von Flüssen und Seen einzubeziehen.

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