Third-Person-Effect:Gefährdet sind stets die anderen

Third-Person-Effect: In der Wahrnehmung vieler Menschen gibt es eine Diskrepanz zwischen dem, was für sie selbst und was für andere gelten soll.

In der Wahrnehmung vieler Menschen gibt es eine Diskrepanz zwischen dem, was für sie selbst und was für andere gelten soll.

(Foto: Fotos: imago, Collage: SZ)

Im Namen der leicht verführbaren Masse werden schnell Zensur, Verbote oder weitere Maßnahmen gefordert: Warum Menschen sich gern für immun gegen Gefahren halten, vor denen sie andere schützen wollen. 

Von Sebastian Herrmann

Die Anwälte der Schwachen, der Sensiblen und Verletzlichen sprechen gerne, ohne über einen klaren Auftrag ihrer Mandanten zu verfügen. Aber das mindert ihr Engagement keineswegs, im Gegenteil. Mit Eifer streiten sie dafür, andere vor Hass und Hetze zu bewahren, vor Fake News zu schützen oder ihre Seele gegen die zersetzenden Einflüsse gewalttätiger Filme und Videospiele abzuschirmen. Gefahren werden beschworen, Risiken betont und Situationen mit breitem Pinsel dunkel ausgemalt. Sich selbst betrachten diese Anwälte hingegen als weitgehend immun gegen die Gefahren, vor denen sie andere schützen wollen. Gefährdet sind stets die anderen, die fragile Masse, in deren Namen dann Zensur, Verbote oder weitere Maßnahmen gefordert werden.

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