Mars:Streifen aus Sand

Manche Berghänge auf dem Mars sehen aus wie Schlamm, durch den kurz zuvor Wasser floss. Für Wissenschaftler galt das als Beweis, dass es auf dem Planeten viel Wasser gibt. Doch nun widersprechen Geologen: Auf dem Roten Planeten fließt nur Sand.

Von Patrick Illinger

Die Schlieren sehen aus wie ein erdiger Hang, auf dem ein Regenguss niedergegangen ist. Wie angetrockneter Schlamm. Für Planetenforscher war bislang klar: Diese Aufnahmen vom Mars beweisen die Existenz von Wasser auf unserem Nachbarplaneten, und zwar nicht nur Wasser, das in gefrorenem Zustand unter der Oberfläche erstarrt ist, sondern Wasser, das Bergflanken hinunterfließt wie ein Gebirgsbach.

Doch der These von fließenden Gewässern auf dem Mars widerspricht nun eine Gruppe von Forschern der amerikanischen Geologiebehörde, dem US Geological Survey sowie des Planetary Science Institute. Sie schreiben in der Zeitschrift Nature Geoscience, es handele sich lediglich um Rutschungen von Sand und Gestein. Die dunklen, streifenförmigen Strukturen auf den fraglichen Bergflanken auf dem Mars seien höchstwahrscheinlich das Ergebnis von sich wiederholenden Sand- und Staublawinen, so die Experten. Die geologischen Strukturen könne man in Laborexperimenten nachahmen.

Mit der etwas trockenen These von den Sandlawinen auf dem Roten Planeten sind allerdings längst nicht alle Fragen geklärt. Denn wiederkehrende Lawinenabgänge brauchen ständigen Sandnachschub, der die Hänge hinunterrutschen kann. Woher dieses Material kommt? Dazu gebe es nur ein paar "spekulative Ideen", bekennen die Forscher. Ihre Analyse lasse jedoch vermuten, "dass die Oberfläche des Mars heutzutage ziemlich trocken ist", sagt Colin Dundas, Hauptautor der Studie. Und je trockener ein Planet ist, desto geringer sind die Chancen, dass sich dort biologische Lebensformen entwickeln konnten.

© SZ vom 22.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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