Mars-Rover "Spirit":Ende einer Dienstfahrt

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"Eine neue Phase in seinem Leben": Die Nasa gibt den Versuch auf, das Erkundungsfahrzeug Spirit aus einem Sandloch zu befreien. Trotzdem erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse.

Christopher Schrader

Der Entfernungsmesser zeigt 7730 Meter, und so wird es bleiben. Höchstens ein paar Zentimeter könnte sich der Mars-Rover Spirit noch aus eigener Kraft bewegen.

Diese Räder rollen nicht mehr: Der Mars-Rover Spirit steckt fest - und das wird sich auch nicht ändern. (Foto: Foto: dpa)

Seine Fahrer von der Nasa, die im kalifornischen Pasadena sitzen, haben am Dienstag die Bemühungen eingestellt, den Roboter noch aus dem Sandloch "Troja" im Gusev-Krater auf der Südhalbkugel des Mars zu befreien. Spirit steckt hier seit Ende April fest. Alle Versuche, festen Boden zu erreichen, sind gescheitert. Die Nasa-Mitarbeiter hatten sogar mit einem lebensgroßen Modell in ihrem Labor an Strategien geknobelt.

Aber da inzwischen zwei der drei Räder rechts nicht mehr funktionieren und der Winter kommt, haben sie einen Schlussstrich gezogen. " Spirit ist nicht tot, er hat nur eine neue Phase in seinem langen Leben begonnen", tröstet Doug McCuistion von der Nasa-Zentrale in Washington die Fangemeinde. Von nun an sei der Rover eine Messstation.

Dass dieser Tag kommen würde, war allen Beteiligten klar. Die beiden Mars-Rover Spirit und sein Zwilling Opportunity waren für Missionen von 90 Tagen ausgelegt; beide sind nun seit mehr als sechs Jahren auf dem Mars unterwegs. Die 174 Kilogramm schweren und 1,6 Meter langen Roboter haben mehr als eine Viertelmillion Aufnahmen und um die 40 Gigabyte Daten zur Erde geschickt.

Darin enthalten waren Beweise, dass auf dem Mars einst Wasser geflossen sein muss, die Grundbedingung für Leben. Ihre Kameras, Antennen und Messinstrumente funktionieren noch prima. Nur hat Opportunity Arthritis im Roboterarm, und Spirit fährt seit 2006 rückwärts, weil das rechte Vorderrad blockiert. Das hintere Rad auf der Seite ging im November 2009 im Sandloch kaputt.

Der Underdog-Rover

Dort war Spirit um den 28. April herum durch eine dünne Kruste in feinen Sand gebrochen und hatte sich festgefahren. Als seine Betreuer ihm einmal befahlen, seine Räder für 1,5 Meter Wegstrecke zu drehen, kam er nur zwei Millimeter voran. Inzwischen wollen die Manager in Pasadena nur noch erreichen, dass sich der Roboter ein wenig zur Wintersonne neigt, damit er in der kalten Jahreszeit seine Elektronik vor dem Einfrieren bewahren kann.

Zwei Wochen ungefähr dringt noch genügend Licht für Fahrmanöver durch den Staub auf den Solarzellen des Rovers. Links hoch, hinten hoch, vorne runter, jeweils ein paar Millimeter, ist das Ziel. Ohne diese Bewegung sind seine Chancen gering.

Spirit war stets so etwas wie der Underdog im Vergleich zu seinem Zwilling. Opportunity fand gleich am Landeplatz Mineralien, die einst im Wasser entstanden waren. Spirit hatte weniger Glück und sollte darum eine lange Reise zu einer Hügelkette am Horizont unternehmen.

Doch auch beim Fahren hat ihn Opportunity inzwischen übertroffen. Dessen Kilometerzähler steht bei 19,2, und seine Fahrer erzählen fröhlich, er habe zwölf Kilometer bis zum Endeavour-Krater vor sich, den er nun ansteuert.

Spirit hat hingegen eine Art Größe im Scheitern gezeigt. So erwies es sich als Glücksfall, dass der Roboter sein rechtes Vorderrad beim Rückwärtsfahren durch den Sand schleifte. Im durchpflügten Boden fand sich im Mai 2007 eine hohe Konzentration von Siliziumdioxid, die auf eine Entstehung in heißen Quellen deutete.

Günstige Position

Wo Opportunity in einem ehemaligen Seebett Hinweise auf ruhiges Wasser gefunden hatte, lieferte Spirit Indizien für unterirdischen Vulkanismus, der heißes Wasser zur Oberfläche befördert hatte. Gerade das Festfahren bestätigte im vergangenen Jahr die Interpretation.

Im aufgewühlten Sand fanden Spirits Chemie-Instrumente Sulfate, die womöglich in Fumarolen entstanden waren, also in vulkanischen Dampfschächten. Von diesen Schwefelverbindungen enthält der Boden auf der linken Seite des Rovers eine hohe, auf der rechten Seite dagegen nur eine normale Konzentration.

" Spirit sitzt also genau auf dem Rand eines Kraters", freut sich Ray Arvidson von der Washington University in St. Louis. Tatsächlich hätte der Roboter also auch im Stehen eine wissenschaftliche Funktion.

Er soll außerdem ein leichtes Flattern aus der Rotation des Mars heraushorchen. Das dauert einige Monate und verrät den Forschern auf der Erde schließlich, ob der Mars einen festen oder flüssigen Kern hat. Aber dazu muss Spirit erst noch den nächsten Winter überleben.

© SZ vom 28.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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