Süddeutsche Zeitung

Mars-Rover "Curiosity":Kontaminationsgefahr für den Roten Planeten

Nasa-Forscher befürchten, dass der Rover "Curiosity" irdische Bakterien auf den Mars eingeschleppt hat. Kommt sein Bohrer in Kontakt mit Wasser, könnten die Mikroben dort überleben. Das will die US-Raumfahrtbehörde unbedingt vermeiden.

Christopher Schrader

Für den Marsrover Curiosity gilt eine neue Verkehrsregel: Wenn du Eis findest, halte erst mal an. Die Vorschrift ist nicht erlassen worden, weil sich jemand bei der Nasa um die Straßenlage des Rovers auf rutschigem Terrain Sorgen macht. Es geht eher um die Sicherheit des Planeten Mars.

Womöglich ist der Bohrer am Roboterarm von Curiosity nämlich mit irdischen Bakterien kontaminiert. Würde der Späher in eine Eisschicht bohren oder sonst einen Kontakt mit Wasser herstellen, könnten die Mikroben darin überleben. Später wäre es umso schwieriger zu entscheiden, ob es ursprüngliches Leben auf dem Mars gibt oder ob es von der Erde eingeschleppt wurde.

"Wenn das Curiosity-Team Eis findet, müssen wir erst einmal reden", hat die Nasa-Beauftragte für den Schutz fremder Planeten, Catherine Conley, verfügt.

Warum der Marsrover womöglich blinde Passagiere hat, erklärte Conley in Gesprächen mit der Los Angeles Times und etlichen Radiosendern: Bereits im Frühjahr 2011, sechs Monate vor dem Start, hätten einige Nasa-Ingenieure mit Einverständnis der Missionsleitung eine sterilisierte Schachtel mit Bohrerspitzen geöffnet und eine davon in den Roboterarm eingesetzt. Ihre Sorge war, dass der Rover nach einer harten Landung die Schachtel nicht würde öffnen können.

"Sie hätten mein Büro vorher informieren müssen", sagte Conley zunächst, spielt die Bedeutung aber danach etwas herunter. "Das war ein Fehler in den Prozeduren, kein Verstoß gegen die Vorschriften." Im Landegebiet Gale Crater sei ohnehin kein Eis zu erwarten. Und wenn der Roboter doch welches finde, müsse ein Expertengremium über das Vorgehen beraten. Dann spielt vermutlich eine Rolle, wie viel keimtötendes UV-Licht inzwischen auf den Bohrer gefallen ist - und bei den Mikroben, wie Conley im Radio ironisch erklärte, Sonnenbrand verursacht hat.

"Das wird nicht das grundsätzliche Problem sein, das die Mission zum Scheitern bringt", erwartet Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt in Berlin. Die Bohrerspitze sei in einem Reinraum montiert worden; die Nasa könne die Abläufe noch einmal nachstellen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Mikroben auf dem Bohrer sind. "Und wenn sie auf dem Mars etwas finden sollten, müssen sie die Untersuchung eben noch einmal mit anderen Werkzeugen von Curiosity wiederholen, um ganz sicher zu sein."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1470824
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.09.2012/mcs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.