Süddeutsche Zeitung

Manipulierte Bilder:JuliaRoberts.jpg

Viele der unglaublich schönen Cover-Models in den einschlägigen Zeitschriften verdanken ihr perfektes Aussehen der digitalen Bildbearbeitung. Wie sehr sie von der Realität abweichen, konnte man nur schätzen. Bis jetzt.

Helmut Martin-Jung

So schön kann doch kein Mensch sein - schon lange ist bekannt, dass viele der überirdisch schönen Cover-Models und so mancher Waschbrettbauch in den einschlägigen Zeitschriften ihre Perfektion in Wahrheit der digitalen Bildbearbeitung verdanken. Doch in welchem Ausmaß, das konnte man bisher nur schätzen. Zwei Informatiker des Dartmouth College in Hanover (US-Bundesstaat New Hampshire) haben nun eine computergestützte, automatisierte Methode dafür entwickelt, wie sich solche Manipulationen nicht nur erkennen, sondern auch quantifizieren lassen (PNAS, online).

Um ihr System zu trainieren, ließen Eric Kee und Hany Farid 390 Versuchspersonen insgesamt 468 Bildpaare bewerten, die jeweils das Original-Foto und dessen digital bearbeitete Version zeigten. Jede der Versuchspersonen musste dabei 70 Bildpaare vergleichen und den Grad der Manipulation auf einer Skala von eins (sehr ähnlich) bis fünf (sehr stark verändert) einordnen.

Kee und Hany entwickelten auf dieser Grundlage ein Statistikmodell aus acht Parametern, darunter beispielsweise Helligkeit und Kontrast, das in der Lage ist anzugeben, wie stark ein Bild verändert worden ist.

Bildmanipulationen, bei denen das Aussehen der Models nahezu bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde, haben in jüngerer Zeit wiederholt Aufmerksamkeit erregt.

So untersagte etwa die britische Werbeaufsicht eine Kosmetikwerbung mit der Schauspielerin Julia Roberts, bei der Aufnahmen Roberts' stark bearbeitet worden waren. Die Forscher hoffen, dass ihre Methode dazu verwendet wird, solche Auswüchse zu begrenzen, da sie bei vielen Menschen ein falsches Körperbild erzeugten, das auf natürliche Weise nicht zu erreichen sei.

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Quelle:
SZ vom 29.11.2011/mcs/gba
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