Liebe:Wann ist Schluss?

US-Psychologen haben eine Methode gefunden, Paaren vorherzusagen, ob ihre Beziehung in die Brüche gehen wird. Ihre Ergebnisse sind genauer als die Einschätzung der Betroffenen selbst.

Cordula Sailer

Wenn wir verliebt sind, dann schweben wir auf rosa Wölkchen: Unser Partner ist perfekt, der Mensch, nach dem wir immer gesucht haben und der, mit dem wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen. Und ja - natürlich wird das mit uns für immer halten!

Paar im Sonnenuntergang

Wir wollen uns oft nicht eingestehen, dass unsere Gefühle dem Partner gegenüber nachgelassen haben. Bei einem Assoziationstest macht sich das jedoch bemerkbar.

(Foto: dpa)

Doch die Realität sieht leider oft anders aus.

Nun haben Wissenschaftler von der University of Rochester nach eigenen Angaben einen Weg gefunden, mit dem sie Pärchen voraussagen können, ob ihre Beziehung tatsächlich halten wird. Um herauszufinden, was der Einzelne wirklich für seinen Partner empfindet, haben die Psychologen einen so genannten Go/No-go Association Task angewandt.

Solche Assoziationstests ermöglichen es den Wissenschaftlern automatisch gezeigte affektive Assoziationen jenseits der subjektiven Wahrnehmung zu beobachten.

In gut funktionierenden Beziehungen verbinden die Menschen ihren Partner normalerweise mit positiven Worten, während diese Assoziationen ins Negative umschlagen können, wenn es in der Beziehung zu kriseln beginnt.

Die Wissenschaftler um Ronald D. Rogge haben 222 Freiwillige getestet, die sich zum Zeitpunkt des Experiments in einer festen Beziehung befanden. Bevor der Versuch startete, sollten die Teilnehmer drei verschiedene Reizworte angeben, die für ihren Partner standen: Seinen Vor- und Kosenamen sowie eine typische Charaktereigenschaft.

Die Probanden wurden in zwei Gruppen geteilt: In der ersten Gruppe sollten entweder positiv besetzte Worte wie "Urlaub" und "Frieden" mit dem Partner in Verbindung gebracht werden oder negativ besetzte Worte wie "Unfall" und "Tod". Für die Teilnehmer in der zweiten Gruppe wurden dagegen beziehungsspezifisch positive und negative Begriffe ausgewählt wie "Verständnis" und "Teilen" oder "Nörgeln" und "Kritisieren".

Starke Assoziationen bei schneller "Go"-Reaktion

In beiden Gruppen wurden den Probanden Worte aus allen drei Wortgruppen auf einem PC-Bildschirm gezeigt: Positive, negative und die jeweiligen Reizworte, die sich auf den Partner bezogen. Dabei gab es zwei verschiedenen Aufgabenstellungen:

Einmal sollten die Probanden die Leertaste auf ihrer Tastatur drücken, wenn sie positive oder partnerbezogene Worte auf dem Monitor sahen. Ein anderes Mal sollten sie die Leertaste bei allen negativen Worten und bei den partnerbezogenen Worten drücken.

Daher leitet sich auch der Name des Go/No-go Association Task ab. Das Drücken der Leertaste wird als "Go"-Reaktion bezeichnet, das Nicht-Drücken als "No-Go"-Reaktion. Eine schnelle "Go"-Reaktion deutet auf eine starke Assoziation zwischen dem Partner und dem jeweiligen Begriff hin.

Bei Probanden, die eine starke Assoziation ihres Partners mit negativ besetzten Begriffen zeigten, war die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwölf Monaten höher als bei jenen, die den Partner unbewusst stärker mit positiv besetzen Begriffen verbanden.

Bei jenen Teilnehmern aus Gruppe eins, die eher negative Worte wie "Unfall" mit dem Partner assoziierten, lag die die Trennungswahrscheinlichkeit bei 77 Prozent, während sie bei den übrigen Teilnehmern lediglich bei 14 Prozent betrug.

In Gruppe zwei war die Wahrscheinlichkeit, dass die Beziehung nicht hielt, bei der Verbindung von negativen Worten wie "Nörgeln" mit dem Partner etwa 40 Prozent.

Daraus folgern die Wissenschaftler, dass sich negative Assoziationen zuerst auf den Bereich der Partnerschaft begrenzen, bevor sich eine umfassend negative Einschätzung des Lebensgefährten entwickelt. Und bringt man den Partner erst einmal durchweg mit Unangenehmem in Verbindung, steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Trennung.

Die Psychologen konnten mit ihrem Go/No-go Association Task die Stabilität einer Beziehung sogar besser einschätzen als die Probanden selbst.

Die meisten Forschungsarbeiten, die sich mit der Qualität von Beziehungen beschäftigen, beruhen auf Selbsteinschätzungen der Probanden. Doch das macht sie weniger aussagekräftig: Menschen haben Probleme damit, sich und anderen einzugestehen, dass ihre Gefühle für den Lebensgefährten nachgelassen haben.

In vielen Studien "wird vorausgesetzt, dass Menschen selbst wissen, wie glücklich sie sind und das ist nicht immer der Fall", sagt Rogge. Darüber hinaus täuschen wir uns offenbar über die unangenehme Wahrheit hinweg, indem wir in der Öffentlichkeit nur Gutes über unseren Partner berichten.

"Die Sache wird dadurch noch schlimmer, dass viele Leute es nicht sagen wollen, wenn sie anfangen, sich weniger glücklich in ihrer Beziehung zu fühlen", erklärt Rogge. Der Assoziationstest dagegen " gibt uns wirklich einen einzigartigen Einblick in die Gefühle, die Menschen für ihren Partner haben - und Informationen, die sie uns selbst nicht geben konnten oder wollten".

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