Psychologie:Genau mein Typ

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Auf Dating-Apps wie Tinder könnte man sehr verschiedene Partner kennenlernen - wenn man denn wollte. (Foto: Joe Raedle / AFP)
  • Menschen neigen dazu, immer wieder ähnliche Partner zu wählen.
  • Warum sie das tun, ist allerdings unklar.
  • Wer besonders extrovertiert und offen für Neues ist, zeigt sich bei der Partnerwahl experimentierfreudiger.

Von Lena Hummel

Wer vor dem Scherbenhaufen seiner missglückten Beziehung steht, ist sich oft sicher: Nie wieder so ein Partner! Dass Menschen trotz dieser Schwüre Wiederholungstäter in Liebesdingen sind, zeigt eine aktuelle Studie, die die Psychologen Yoobin Park und Geoff MacDonald von der University of Toronto in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht haben.

Offenbar neigen Menschen tatsächlich dazu, immer wieder ähnlichen Persönlichkeitstypen zu verfallen. Positiver formuliert: Wir haben tatsächlich einen Typ, dem wir uns immer wieder hingeben. Herausgefunden haben das die Forscher, indem sie die Persönlichkeitsprofile des aktuellen und des Ex-Partners von 332 Personen verglichen haben. Wie offen, gewissenhaft, gesellig, verträglich, neurotisch sie sind, bewerteten Partner und Verflossener für insgesamt 21 Attribute jeweils selbst.

Aber was, wenn sich die Partner ähneln, weil man immer wieder jemanden sucht, der auch so abenteuerlustig, belesen, gewissenhaft ist wie man selbst? Um das auszuschließen, rechneten die Forscher solche Ähnlichkeiten statistisch heraus. Übrig blieben überschaubare, aber signifikante Ähnlichkeiten zwischen dem aktuellen Partner und dem Verflossenen - zum Beispiel bei der Frage, wie wettbewerbsorientiert oder kooperativ jemand ist.

Besonders offene und gesellige Menschen sind bei der Partnerwahl experimentierfreudiger

Der Mensch hat also einen beständigen Liebes-Typ? Zu einem gewissen Grad, ja - wenn auch manche mehr als andere. Teilnehmer, die besonders extrovertiert und offen für Neues waren, zeigten sich bei der Partnerwahl experimentierfreudiger. Eine logische Beobachtung: Schließlich suchen extrovertierte und offene Menschen in allen Lebensbereichen nach Sensation und neuen Erfahrungen. Warum also nicht auch in ihrer Beziehung? Außerdem ist ihr soziales Netzwerk heterogener und damit auch der Pool an potenziellen Partnern.

Die Langzeitstudie reiht sich somit in die Ergebnisse ähnlicher Untersuchungen, mit zwei Vorteilen: Diesmal kam die Persönlichkeit als Komplettpaket unter die Lupe. Zweitens: Anstatt wiederholt theoretische Beuteschemata abzufragen, gaben auch die Partner und Ex-Partner selber Auskunft über ihre eigene Persönlichkeit. Was derweil offenbleibt, ist die Frage nach den Ursachen. Warum suchen sich Menschen stets ähnliche Partner, trotz aller Vorsätze, Fehler nicht zu wiederholen?

Hier können die Wissenschaftler nur mutmaßen. Vielleicht ist es Zufall, weil man aus dem immer gleichen sozialen Umfeld auswählt. Vielleicht ist es die Vertrautheit aus der vergangenen Beziehung, die wie ein Funke auf die neuen Partner überspringt. Und vielleicht will es der Mensch, dieser verdammte Wiederholungstäter, auch einfach genau so.

© SZ vom 06.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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