Freitod per Schlangenbiss - so soll Kleopatra ums Leben gekommen sein, die letzte Königin des alten Ägyptens. Den Selbstmord habe sie begangen, da sie vom römischen Herrscher Octavian gefangen gehalten wurde. Ein Bauer habe die die Uräusschlange, die ägyptische Kobra, in ihrem Auftrag in einem Feigenkorb an den Wachen vorbei in Kleopatras Gemach geschleust. So der Mythos.
Die Umstände von Kleopatras Tod im Jahr 30 vor Christus sind unter Historikern stark umstritten. Die Hypothese um den Schlangenbiss geht auf den griechischen Historiker Plutarch zurück, der rund einhundert Jahre nach Kleopatra lebte. Erste Andeutungen fanden sich aber bereits rund zehn Jahre nach Kleopatras Tod in Schriften der Dichter Vergil und Horaz. Und angeblich bildete selbst Octavian während seines Triumphzuges Kleopatra samt umklammerter Schlange ab. Plutarch räumte zwar selbst ein, dass es wohl Gift war, aber eher keine Schlange, denn als man Kleopatra fand, war keine Kobra im Zimmer. Doch die Legende passte zu gut und verbreitete sich weiter.
Zwei britische Experten haben sich zu der Hypothese geäußert. In einem Video erklären die Ägyptologin Joyce Tyldesley und Andrew Gray, Kurator für Herpetologie am Manchester Museum, warum die Geschichte so wohl nicht stimmen kann.
War es ein "giftiger Balsam"?
Zunächst seien die Uräusschlangen typischerweise zwischen eineinhalb und zwei Metern lang, manchmal sogar bis zu zweieinhalb Meter, so Gray. Zu groß, um sie zwischen Feigen und in einem Korb zu verstecken. Außerdem liege die Wahrhscheinlichkeit, an einem Schlangenbiss zu sterben, nur bei etwa zehn Prozent: "Die meisten Bisse sind trockene Bisse, die kein Gift injizieren", erklärt Gray.
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Und selbst wenn Kleopatra einen giftigen Biss erlitt, hätte das Schlangengift sie langsam und qualvoll getötet. In Plutarchs Schilderungen aber verstarb sie schnell. Noch dazu sollen mitsamt Kleopatra auch zwei ihrer Kammerzofen ums Leben gekommen sein. "Es wäre unmöglich, eine Schlange zu verwenden, um zwei bis drei Personen nacheinander zu töten", so Gray.
Bereits griechische Geschichtsschreiber tippen statt einer Schlange auf eine Giftmischung, die Kleopatra benutzt haben könnte. Der Historiker Strabo, der zur Zeit Christi Geburt lebte, spekuliert über einen "giftigen Balsam", den die Königin angewandt habe. Diese Version hält auch Christoph Schäfer, Professor für Alte Geschichte an der Uni Trier, für plausibel. Er tippt auf eine Mischung aus Schierling, Eisenhut und Opium. Ein solcher Giftbecher würde auch erklären, wie sich die Kammerdamen der Herrscherin zeitgleich das Leben nehmen konnten.