Legionärskrankheit in Ulm:Bakteriensuche per Helikopter

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Vier Menschen sind in Ulm an der Legionärskrankheit gestorben. Über die Quelle der Infektionen gibt es nichts als Spekulationen - trotz Suche per Hubschrauber.

Bernd Dörries

In den vergangenen Tagen ist die Polizei sogar mit dem Hubschrauber über Ulm geflogen, auf der Suche nach einem Erreger, den man von dort oben gar nicht sehen kann. Zumindest nicht direkt. Die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden können höchstens ein paar Vermutungen anstellen über den Aufenthaltsort der Legionellen-Bakterien im Gebiet von Ulm und Neu-Ulm. Kühl- und Trocknungsanlagen sind als Infektionsquelle besonders unter Verdacht geraten. "Die Suche nach der Quelle gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber wir haben derzeit keine andere Möglichkeit", sagte Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner.

Legionella pneumophilaist der häufigste Erreger der Legionärskrankheit. In Ulm wird derzeit mit Hochdruck nach dem Bakterium gefahndet. (Foto: Foto: CDC)

Bisher haben sich in den beiden Städten links und rechts der Donau 56 Menschen mit den Legionellen infiziert, die das sogenannte Pontiac-Fieber auslösen können, eine einigermaßen milde verlaufende grippeähnliche Erkrankung. Oder aber die gefährliche Legionärskrankheit, mit einer schweren Lungenentzündung, an der in Ulm bereits vier Menschen gestorben sind.

Die Legionärskrankheit wurde erstmals 1976 in einem Hotel in Philadelphia beobachtet, in dem sich Veteranen der US-Armee trafen und der Krankheit ihren Namen gaben. Auch später traten Legionellen-Erkrankungen in den meisten Fällen dort auf, wo Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen das gleiche Wasser verbraucht hatten, etwa in Schwimmbädern oder Altenheimen. Eine Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch ist, soweit bekannt, aber nicht möglich.

In Ulm sind bisher keine Gemeinsamkeiten der Patienten erkannt worden, außer, dass sie alle aus dem Innenstadtbereich kommen, oder sich in der vergangenen Woche dort aufgehalten haben. Einige hatten aber nicht einmal ihre Wohnungen verlassen. Die Ulmer Stadtwerke testeten daraufhin Wasserproben aus den Hausanschlüssen der Erkrankten und aus dem Trinkwasser beim Wasserwerk, bisher ohne Ergebnis.

Trinkwasser ist den Legionellen eigentlich ohnehin zu kalt, sie bevorzugen Wassertemperaturen über 25 Grad. Die Experten des Gesundheitsamtes haben daher besonders Kühl- und Trockenanlagen als mögliche Infektionsquelle ins Visier genommen. Ein Polizeihubschrauber, der mit Wärmebild- und Infrarotkameras ausgerüstet ist, suchte solche Anlagen auf den Dächern von Fabriken und Kaufhäusern, die nun überprüft werden. Es sei möglich, dass sich in einer Klimaanlage, die nicht ausreichend gesäubert wurde, eine bakterienverseuchte Dampfwolke gebildet habe, die dann über die Stadt gezogen sei, sagte Doris Reick vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.

Das Gesundheitsamt rief die Bürger auf, bei Symptomen wie trockenem Husten oder Fieber einen Arzt aufzusuchen. Besonders gefährdet seien ältere Menschen mit einer Lungenkrankheit und auch Raucher. Bei den Toten habe es neben der Legionärskrankheit andere Vorerkrankungen gegeben. Bis kommende Woche sollen alle genommenen Wasserproben aus der Ulmer Innenstadt untersucht sein. Womöglich werde die mysteriöse Infektionsquelle aber auch nie gefunden, sagte Reick vom Landesgesundheitsamt.

© SZ vom 13.01.2010/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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