Technik:Wie sparsam sind LED-Birnen wirklich?

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Ist da auch eine besonders sparsame dabei? LED-Leuchten im Baumarkt. (Foto: imageBROKER/Manfred Bail/imago/imagebroker)

Immerhin landen die meisten Lampen in den neuen Effizienzklassen der EU auf hinteren Plätzen. Was es für Verbraucher zu beachten gibt.

Von Ralph Diermann

Wer sich einen neuen Kühlschrank oder eine Waschmaschine anschaffen will, ist gut beraten, auf die Energieeffizienz-Klasse zu achten: Ein Gerät der Kategorie A benötigt weit weniger Strom als eines der Klassen E oder F. Bei der Beleuchtung allerdings läuft die Suche nach Produkten aus den hohen Effizienzklassen schnell ins Leere. Denn die meisten Elektromärkte, Drogerien und Online-Shops bieten lediglich Lampen mit D-, E- oder F-Label an. Allein die ehemalige Philips-Tochter Signify hat eine LED-Lampe der Kategorie A auf den Markt gebracht. Sie ist aber nur bei sehr wenigen Händlern erhältlich.

Bis zum vergangenen September sah das noch anders aus, die Regale der Läden waren voller LED-Lampen der Klassen A+ und A++. Seitdem hat die EU jedoch die Kriterien für die Einstufung der Lampen verschärft - aus A etwa wurde ein E oder F. Damit will die EU den Herstellern einen Anreiz geben, die Effizienz ihrer Produkte zu verbessern. Wobei LED-Lampen verglichen mit Halogenlampen oder den alten Glühbirnen beim Stromverbrauch bereits heute recht gut abschneiden.

Und doch gebe es auch bei LED-Lampen mit Blick auf die Energieeffizienz durchaus noch Luft nach oben, sagt Philipp Strobel aus dem Forschungszentrum des Leuchtmittel-Herstellers Lumileds in Aachen. "Wenn man mehr LEDs als heute üblich in die Lampen einbaut, erzielt man mit weniger Strom die gleiche Lichtausbeute." Die kleinen Halbleiterchips sind die eigentliche Lichtquelle der Lampen - die "lichtemittierenden Dioden", die LED-Lampen ihren Namen geben. Der Nachteil: Mit jeder zusätzlichen LED werden die Produkte teurer. Im Gegenzug steigt allerdings auch die Lebensdauer der Lampen, da die einzelnen LEDs weniger stark belastet werden.

Die beste LED-Lampe spart in 1000 Stunden gerade 35 Cent

Ein anderer Hebel für mehr Effizienz liegt in der Umwandlung des LED-Lichts in weißes, für das menschliche Auge gut wahrnehmbares Licht. Denn die Lampen arbeiten heute in der Regel mit LEDs, die blaues Licht erzeugen. Diese Chips kommen mit besonders wenig Strom aus. "Um aus dem blauen Licht weißes zu machen, sind die LEDs mit speziellen Leuchtstoffen ausgerüstet", sagt Fabian Fligge, Leuchtmittel-Experte beim TÜV Süd.

Sie sind in schmale, gelborange Silikon-Streifen eingebunden, die man im Innern der Lampe gut erkennen kann. "Jeder Hersteller hat da seine eigene Leuchtstoff-Mischung", sagt Fligge. Die Leuchtstoffe setzen das blaue Licht mit roten, grünen und orangenen Komponenten in ein Farbspektrum um, das dem Eindruck von weißem Licht entspricht.

"Die Kunst ist nun, eine Mischung zu finden, die dafür möglichst wenig blaues Licht - und damit Energie - benötigt", erklärt Fligge. Über die Leuchtstoff-Mixtur können die Hersteller auch die Farbtemperatur festlegen, also ob das Licht eher warm-, neutral- oder kaltweiß sein soll. Sämtliche Hersteller arbeiten derzeit daran, ihre Mischungen zu verbessern, so der Experte.

Fligge ist überzeugt, dass die Kunden in absehbarer Zeit aus einer großen Zahl an LED-Lampen der Kategorien A und B wählen können. Bei der Lichtqualität müssen sie dabei keine Abstriche machen. "Das gesetzlich geforderte Niveau bei der Farbwiedergabe ist auch in den höchsten Effizienzklassen erreichbar", sagt er. Will ein Hersteller darüber hinausgehen, werde es allerdings schwierig. "Wir Menschen tun uns relativ schwer, Rottöne wahrzunehmen. Um rote Flächen und Körper möglichst gut wiederzugeben, muss man mehr rotes Licht erzeugen. Dafür braucht man allerdings mehr Strom als etwa für grünes Licht", erläutert Fligge.

Und was passiert, sollte sich die Kategorie A eines Tages als neuer Lampen-Standard durchsetzen? Wird die EU die Kriterien dann ein weiteres Mal verschärfen? Nein, sagt LED-Forscher Strobel. "Das theoretische Effizienz-Maximum für weißes Licht, das vom Menschen gut wahrnehmbar ist und den gesamten Spektralbereich abdeckt, liegt bei circa 240 Lumen pro Watt. LED-Lampen der Effizienzklasse A erreichen 210 Lumen pro Watt, sind also schon nah am Optimum." Auch ist nicht zu erwarten, dass LED-Lampen von einer völlig anderen Technologie abgelöst werden. "Die Forschung hat zwar immer auch alternative Konzepte untersucht, etwa Plasmalampen", sagt TÜV-Süd-Fachmann Fligge. Doch bei Handling, Robustheit und Wartungsaufwand haben LED-Lampen einfach Vorteile.

Bleibt die Frage, ob sich LED-Lampen der Klasse A für Haushalte überhaupt rentieren. So kostet das Produkt von Signify im Einzelhandel heute etwa acht Euro, während vergleichbar lichtstarke Lampen der Klasse D schon für rund einen Euro zu haben sind. Zwar kommt die Hocheffizienz-Lampe mit gut einem Drittel weniger Strom aus; um eine 40-Watt-Glühbirne zu ersetzen, braucht sie nur 2,3 Watt statt rund 3,5 Watt wie herkömmliche LEDs. Nach 1000 Stunden Betriebszeit bringt das aber nur eine Ersparnis von rund 35 Cent.

Demnach hat sich der deutlich höhere Anschaffungspreis bei einer täglichen Brenndauer von vier Stunden erst nach knapp 14 Jahren amortisiert. Allerdings hält die Lampe von Signify planmäßig immerhin doppelt so lange wie eine Billigbirne. Nur wo die Lampen pro Tag deutlich länger brennen, etwa in Geschäften oder in der Gastronomie, lohnt sich die Klasse-A-Lampe. Für Haushalte dagegen ist viel mehr gewonnen, wenn sie dort auf maximale Effizienz achten, wo der Stromverbrauch weit, weit höher ist - also etwa bei Kühlschrank oder Waschmaschine.

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