Landwirtschaft:Weizen, roste nicht

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Weizen, seit Tausenden Jahren Grundnahrungsmittel der Europäer. (Foto: Thomas Warnack/dpa)

Im Kampf gegen Getreideschädlinge ist Forschern ein wichtiger Schritt gelungen: Sie wissen jetzt, wie der Schwarzrost die Abwehr der Pflanzen überwindet.

Von Kathrin Zinkant

Am Anfang sind es nur ein paar rostrote Streifchen am Stängel. Doch es dauert nicht lange, bis der Pilz sich ausbreitet, die Farbe von Kohle annimmt, die Weizenpflanze schwächt - und die Ernte zerstört. Der Schwarzrost ist ein bei Bauern seit Jahrtausenden gefürchteter Schädling, ein Gegenmittel gibt es nicht.

Umso bedeutender sind zwei aktuelle Entdeckungen, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurden: Pflanzengenetikern ist es erstmals gelungen, Signalstoffe im Schwarzrost nachzuweisen, die dem Schädling den Angriff auf sein pflanzliches Opfer ermöglichen. Die sogenannten Effektoren legen das Abwehrsystem der Pflanze lahm. Dass sie existieren, galt schon lange als gewiss. Allerdings erschwerte die Komplexität des Pilzes einen Nachweis der Stoffe.

"Neue Technologien und integrierte Konzepte sind entscheidend"

Beide Teams hoffen nun, dass ihre Erkenntnisse neue Strategien gegen den Schwarzrost ermöglichen. Die sind auch dringend nötig. Zwar lassen sich immer wieder neue Weizensorten züchten, die resistent gegen aktuelle Varianten des Pilzes sind. Der Schädling ist jedoch extrem wandelbar, es tauchen ständig neue aggressive Varianten auf, die sich rasant ausbreiten. Als besonders gefürchtet gilt derzeit der Stamm Ug99, der 1999 in Uganda auftrat und inzwischen bis nach Pakistan und Jemen vorgedrungen ist. Neue virulente Schwarzroststämme wurden außerdem in Europa gefunden.

Obwohl die nun entdeckten Effektoren des Schwarzrostes neue Waffen gegen die Seuche in Aussicht stellen, warnen Experten zugleich davor, sich allein auf diesen Ansatz zu verlassen. Die zwei Studien zeigten vor allem, wie vielfältig und anpassungsfähig die Trickkiste der Pilze sei, schreiben die Genetiker Matthew Moscou und Peter van Esse vom britischen Sainsbury Laboratory in einem Begleittext. "Um das Getreide weltweit zu schützen, sind neue Technologien und integrierte Konzepte zur Steigerung der Biodiversität entscheidend."

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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