Landwirtschaft:Armee der Schmetterlinge

Armyworm

Fast 100 Pflanzenarten stehen auf dem Speiseplan des Armyworms.

(Foto: Public Domain)

Der aus Amerika eingereiste Armeewurm-Falter frisst große Teile der Ernten in Afrika. Er bedroht damit die Lebensgrundlage von etwa 70 Prozent der ländlichen Bevölkerung.

Von Hanno Charisius

Wie eine Armee treten die Schmetterlinge der Art Spodoptera frugiperda auf. Mit ihren langen Beißwerkzeugen sind sie anderen Schadinsekten weit überlegen, ihre Larven verschonen keine Konkurrenten. Die gefräßige Spezies breitet sich derzeit in rasantem Tempo in Afrika aus. Befallen die Falter ein Feld, vernichten sie bis zu 90 Prozent der Ernte. Das hat ihnen den englischen Beinamen "Armyworms" eingebracht oder auf Afrikaans: "Kommandowurm".

Das Insekt könnte die in dieser Saison eigentlich in vielen Staaten im westlichen und südlichen Afrika erwartete gute Ernte vernichten, befürchtet die Welternährungsorganisation FAO. Mit Mais, Weizen und Hirse greift Spodoptera frugiperda einige der wichtigsten Nahrungspflanzen in der Region an.

Heimisch ist diese Art eigentlich in Amerika, wo man vielerorts versucht, die Ernten mithilfe von Pflanzen zu retten, die durch einen gentechnischen Eingriff in der Lage sind, ein Insektengift herzustellen. Doch dieses Toxin kann dem Insekt mittlerweile nicht mehr viel anhaben. Auf dem afrikanischen Kontinent kam der Armeewurm wahrscheinlich erst vor wenigen Jahren als blinder Passagier in Handelswaren an. Zum ersten Mal auf afrikanischem Boden entdeckt wurde er im Januar 2016. Genetische Analysen deuten darauf hin, dass die Schädlinge mindestens auf zwei Wegen über den Atlantik reisten.

Die afrikanischen Bauern haben bislang nur Erfahrung mit dem afrikanischen Armeewurm. Der Verwandte aus Amerika ist jedoch noch schwerer aufzuspüren und zu bekämpfen und setzt sich gegenüber anderen Schädlingen rabiat durch. Die invasive Art hat zudem nicht bloß Appetit auf Süßgräser, sondern ernährt sich zum Beispiel auch von Sojabohnen, Kartoffeln und Baumwolle. Nahezu einhundert Pflanzenarten stehen auf ihrem Speiseplan. S. frugiperda bedroht so die Lebensgrundlage von etwa 70 Prozent der ländlichen Bevölkerung, schätzt die FAO.

Besonders verheerend ist der Schädling dort, wo in den vergangenen Jahren, bedingt durch das Klimaphänomen El Niño, Dürre herrschte. Die FAO hat deshalb für die kommende Woche ein Notfalltreffen in Harare, Simbabwe, arrangiert. Dort sollen Experten Wege finden, den Schädling zu bremsen und seine Ausbreitung einzudämmen, bevor er sich Richtung Asien oder auch in den Norden weiter ausbreitet.

Außerdem werden die Gesandten der Länder über die Bekämpfung der Vogelgrippe diskutieren, die in einigen Regionen Afrikas aufgetaucht ist. Als wäre eine Plage nicht bereits genug.

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