Künstliche Intelligenz:Full House

Pokern heißt, mit fehlenden Informationen umzugehen. Kanadische Computer-Wissenschaftler präsentieren eine Poker-Software, die diese Herausforderung meistert. Allerdings mit Einschränkungen.

Wissenschaftler der University of Alberta in Kanada haben eine Software entwickelt, die eine spezielle Variante des Pokerspiels perfekt beherrscht (Science, Bd. 347, S. 145, 2015). Im Gegensatz etwa zu Schach besteht der Reiz des Pokerspiels darin, dass man Entscheidungen auf der Basis unvollständiger Information treffen muss. So sind unter anderem die Karten des Gegners unbekannt. Ein solches Szenario interessiert auch Künstliche-Intelligenz-Forscher, da es nicht genügt, eine Spielstellung mit möglichst viel Rechenkraft durchzukalkulieren.

Beim Poker, wo die Spieler wahlweise passen, gleichziehen oder den Einsatz erhöhen, gibt es zwar weniger Zugvarianten als im Schach, aber die lückenhafte Informationslage ist eine komplexe Herausforderung. Die kanadischen Forscher präsentieren Algorithmen, die eine spezielle Pokervariante (Texas Hold'em) im direkten Duell mit einem einzelnen Gegner (heads up) und mit begrenzten Einsatzhöhen (fixed limit) perfekt beherrschen sollen.

Die Forscher betonen, dies sei für weitere Anwendungen in der realen Welt interessant, wo häufig Entscheidungen auf der Grundlage unvollständiger Information getroffen werden müssen. In der Poker-Welt werden die kanadischen Algorithmen indes keine Revolution auslösen. Dort ist zwar Texas Hold'em die beliebteste Spielvariante, online wie auch bei Turnieren, allerdings ohne feste Limits. Und wo das berühmte "All in" möglich ist, triumphieren erfahrene Pokerspieler noch immer über jede Software, deren Spielverhalten schnell durchschaubar wird.

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