Russischen Biologen ist es gelungen, Fadenwürmer wieder zum Leben zu erwecken, nachdem diese rund 40 000 Jahre eingefroren waren. Mehrere hundert Proben aus dem sibirischen Permafrostboden tauten die Forscher auf - in zwei davon kringelten sich nach einigen Wochen die kleinen Würmer und begannen zu fressen. Es war ihre erste Mahlzeit seit der letzten Eiszeit.
"Dies ist der Nachweis, dass mehrzellige Organismen über lange Zeit im Permafrost überleben können", schreiben die Wissenschaftler um Anastasia Shatilovich in ihrer Studie im Fachmagazin Doklady Biological Sciences, für die sie mit US-amerikanischen Geologen zusammenarbeiteten. Kryobiose nennen Fachleute das Überdauern von Lebewesen in gefrorenem Zustand. Dabei werden alle Stoffwechselvorgänge abgeschaltet. Tot sind die Tiere dennoch nicht, weshalb ihr Stoffwechsel auch ebenso wieder zum Leben erwachen kann, wenn die Temperatur steigt.
Über Jahrtausende eingefroren - und trotzdem nicht tot
Für diese Fähigkeit müssen die uralten Würmer einen speziellen Anpassungsmechanismus haben, vermuten die Forscher. Beispielsweise produzieren andere Organismen, die bei sehr tiefen Temperaturen überleben können, oft bestimmte Proteine, die wie Frostschutzmittel wirken. So können sich keine Eiskristalle in ihrem Inneren bilden. Die aktuellen Ergebnisse sind bedeutend für das Forschungsgebiet der Kryokonservierung, das nach Methoden zur Aufbewahrung lebender Organismen in gefrorener Form sucht. Auch für die Medizin könnte die Erforschung solcher Mechanismen nützlich sein, etwa zur Erhaltung lebender Gewebe oder Organe über längere Zeit.
Die beiden Bodenproben aus der Eiszeit, bei denen die Forscher fündig wurden, enthielten jeweils eine andere Art von Fadenwürmern, die es auch heute noch gibt. Sie sind beide etwa einen halben Millimeter lang und leben im Boden. Die Zähigkeit der Fadenwürmer ist beeindruckend - doch nichts gegen die Überlebensfähigkeit so mancher Einzeller: Bakterien der Gattung Bacillus können noch nach 250 Millionen Jahren wieder zum Leben erwachen.