Kriminalität:Behütete fordern unerbittliche Strafen

Der Wunsch nach besonders harten Strafen für Kriminelle steigt. Das ergab eine Langzeitstudie unter Erstsemestern. Die jungen Leute forderten seit 1989 immer strengere Sühne - obwohl sie sich selbst immer sicherer fühlten.

Von Sebastian Herrmann

Sinken Kriminalitätsraten und individuelles Bedrohungsempfinden, steigt der Wunsch nach besonders harten Strafen für Verbrecher. So in etwa ließe sich das Ergebnis einer Langzeitstudie zusammenfassen, die der Rechtswissenschaftler Franz Streng von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nun veröffentlicht hat.

Der Jurist befragte von 1989 bis 2012 Erstsemester nach deren Einschätzung zur aktuellen Kriminalitätslage, dem Grad ihrer persönlichen Bedrohung und wie hart sie unterschiedliche Delikte bestrafen würden. Streng sammelte im Laufe des Untersuchungszeitraums die Daten von mehr als 3100 Jurastudierenden. Diese zeigten, dass das allgemeine Bedrohungsgefühl im Anschluss an einen kurzen Ausschlag nach dem Mauerfall über die Jahre kontinuierlich gesunken ist.

Unter den zuletzt befragten Probanden war die Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden, nur schwach ausgeprägt. Die Studenten fühlen sich also weitgehend sicher. Das steht scheinbar im Widerspruch zu einem weiteren Befund: Der Wunsch nach härterer Bestrafung der selben Delikte nahm im Laufe des Untersuchungszeitraums zu. Die befragten Studenten zeigten sich also zusehends unerbittlich.

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