Krankheitsrisiko Laserdrucker:Toner im Tumor

Viele Menschen sind überzeugt, dass Laserdrucker krank machen. Nun mehren sich die Anzeichen, dass Tonerstaub sogar Krebs verursachen könnte.

Wiebke Rögener

Laserdrucker machen krank - davon sind viele Menschen überzeugt, die in Räumen mit der modernen Bürotechnik zu tun haben.

Krankheitsrisiko Laserdrucker: Viele Beschwerden gehen angeblich auf Feinstaub aus Druckern und Kopierern zurück.

Viele Beschwerden gehen angeblich auf Feinstaub aus Druckern und Kopierern zurück.

(Foto: Foto: dpa)

Vom Dauerschnupfen bis zum Asthma reichen die Beschwerden, die Büroarbeiter auf Feinstaub aus Druckern und Kopierern zurückführen.

Nun mehren sich die Anzeichen, dass Tonerstaub sogar Krebs verursachen könnte. Ludwig Jonas vom Institut für Pathologie der Universität Rostock entdeckte Tonerpartikel im Tumor eines an Lungenkrebs verstorbenen Patienten. Der Mann war als Servicetechniker täglich mit dem schwarzen Pulver aus Druckern und Kopierern in Berührung gekommen.

"Sein Arbeitgeber hatte ihm sogar das Tragen eines Mundschutzes verboten", sagt Jonas. "Die Firma fürchtete offenbar, dass das die Kunden beunruhigen könnte."

Sehr beunruhigende Ergebnisse

Nachdem der Lungenkrebs diagnostiziert wurde, hatte der Patient testamentarisch festgelegt, dass der Tumor nach seinem Tod analysiert werden solle. Jonas erhielt die Gewebeproben aus dem Heimatort des Mannes zugeschickt und untersuchte sie mit dem Elektronenmikroskop.

Die Ergebnisse hält er für so beunruhigend, dass er sich entschlossen hat, sie noch vor der Publikation in einer Fachzeitschrift bekannt zu machen. In den Krebszellen habe er schwarze Teilchen gefunden, berichtet der Biologe. "Sie sahen im Elektronenmikroskop exakt so aus wie Tonerpartikel."

Das sei zwar kein zwingender Beweis, dass eingeatmete Toner-Teilchen die Krebserkrankung ausgelöst haben, räumt Jonas ein. Auch bei Dieselruß oder Asbestfasern könne man im Einzelfall kaum beweisen, dass sie einen bestimmten Tumor verursacht haben. "Doch der Verdacht liegt bei diesem Befund schon sehr nahe."

Dabei seien die Teilchen aus Kohlenstoff für sich genommen eher harmlos, sagt Jonas. "Die Partikel sind vor allem gefährlich, wenn auf Ihrer Oberfläche weitere, Krebs erregende Stoffe haften", erläutert er. "Und genau solche Stoffe finden sich in Tonerpulvern: Quecksilber beispielsweise oder Organozinnverbindungen."

Auch das in Tonern enthaltene Styrol steht im Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen. Außerdem finden sich in Tonern verschiedene Schwermetalle, die ebenfalls als Risikofaktoren für Krebs gelten. Bei Analysen durch die Stiftung Nano-Control, die im Frühjahr 2008 von Tonergeschädigten gegründet wurde, seien häufig Schwermetalle aus Tonern im Körper von Betroffenen nachgewiesen worden, berichtet der Vorsitzende der Stiftung, Hans-Joachim Stelting. Messdaten dazu will die Stiftung allerdings nicht öffentlich vorlegen.

Bestärkt wird Ludwig Jonas in seinem Verdacht durch Versuche an Zellkulturen, die seine Doktorandin Susanne Tautz in Zusammenarbeit mit der Umweltmedizinerin Elke Dopp am Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin des Universitätsklinikums Essen unternahm.

Die Forscherinnen brachten Mäusezellen mit verschiedenen Staubteilchen zusammen, darunter mehrere Asbestsorten und Toner. "Dabei zeigte sich, dass Tonerstaub von den Zellen aufgenommen wird und giftig wirkt", sagt Dopp. So beobachteten die Forscherinnen, dass in den Zellen die freien Sauerstoffradikale anstiegen.

Das sind Substanzen, die leicht mit anderen Molekülen reagieren und dabei die Erbsubstanz oder körpereigene Eiweiße schädigen können. "Tonerstaub ließ ähnlich viele Sauerstoffradikale in den Zellen entstehen wie einige Asbestsorten", berichtet Dopp.

"Allerdings lässt sich mit Versuchen an Zellkulturen nicht beweisen, dass Toner Krebs erregend sind", betont sie. Insbesondere müsse man näher untersuchen, wie Tonerpartikel das Erbgut von Zellen verändern und ob daraus Krebszellen entstehen. Für solche Studien fehle bisher ein Geldgeber. "Doch die Ergebnisse sind alarmierend genug, um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen", sagt Dopp. "Vor allem ist es ein unhaltbarer Zustand, dass es für Toner keine Grenzwerte am Arbeitsplatz gibt."

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