Raumfahrt:Gelb-blaue Fragezeichen auf der ISS

Lesezeit: 2 min

Inmitten schwerster Spannungen wegen des Ukraine-Kriegs sind drei russische Kosmonauten an der ISS angekommen. Ist die Farbe ihrer Anzüge eine politische Botschaft?

Eine rein russische Besatzung ist an der Internationalen Raumstation ISS mit Umarmungen und Klatschen in Empfang genommen worden. Die Kosmonauten Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow dockten am Freitag mit ihrem Raumschiff vom Typ Sojus MS-21 an der ISS an, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten.

(Foto: NASA TV/via REUTERS)

Kurz darauf schwebten sie in die ISS und wurden dort von ihren Kollegen - den Russen Anton Schkaplerow und Pjotr Dubrow, den US-Amerikanern Mark Vande Hei, Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron und dem Deutschen Matthias Maurer - mit Jubel, Umarmungen, Händeschütteln, Klatschen, hochgestreckten Daumen und Erinnerungsfotos empfangen.

Auf der Erde sorgten die Fluganzüge, die die Kosmonauten dabei trugen, für Gesprächsstoff: Sie waren gelb mit einigen blauen Aufnähern. Beobachter erinnerte das an die Farben der ukrainischen Flagge. Ob damit eine Botschaft verbunden sein könnte, blieb unklar. Kosmonaut Artemjew erklärte die Farbwahl nach Angaben der Agentur Ria Nowosti damit, dass sich in den Lagern viel gelber Stoff angesammelt habe.

(Foto: AP/AP)

Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos wies Spekulationen zurück. "Im Allgemeinen ist die Wahl darauf zurückzuführen, dass dies die korporative Farbe der Staatlichen Technischen Universität Moskaus ist", sagte ein Roskosmos-Sprecher der Nachrichtenseite Gaseta.ru. "Und alle drei Besatzungsmitglieder, die gestern auf der Station angekommen sind, sind Absolventen dieser Universität."

"Drei russische Kosmonauten sind gerade in ukrainischem Gelb an der ISS angekommen!", schrieb hingegen der frühere Nasa-Astronaut Scott Kelly bei Twitter - sowohl auf Englisch als auch auf Russisch. Für ihn scheinen die Anzüge eine eindeutig politische Botschaft zu übermitteln. Kelly befand sich zwischen März 2015 und März 2016 zusammen mit dem Kosmonauten Michail Kornijenko auf der ISS.

Die drei Kosmonauten waren drei Stunden vor dem Andocken vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Das hatten Live-Bilder der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos gezeigt. Zu sehen war, wie die Rakete in den Nachthimmel über Zentralasien aufstieg.

(Foto: IMAGO/Sergei Savostyanov/IMAGO/ITAR-TASS)

Die wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Moskau verhängten Sanktionen haben auch die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland in der Raumfahrt schwer belastet - auch wenn beide Seiten betonen, die Station zunächst weiter betreiben zu wollen. Roskosmos hatte zuletzt allerdings die Zukunft der ISS nach Auslaufen des Vertrags 2024 offen gelassen. Die Nasa strebt eine Laufzeit bis 2030 an.

Die Crew der ISS versteht sich als Schicksalsgemeinschaft, der Korpsgeist unter Astronautinnen und Astronauten gilt als hoch. Staatsangehörigkeiten dürften auf der Raumstation keine Rolle spielen.

(Foto: AP/AP)

Die am Freitag gestartete Sojus trägt den Namen des sowjetischen Raketenkonstrukteurs Sergej Koroljow, der 1907 in Schytomyr geboren wurde. Die Stadt liegt heute in der Ukraine.

© SZ/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRaumfahrt
:Im All bloß kein Wort zum Krieg

Der Ukraine-Konflikt ist auf der Internationalen Raumstation angekommen: Russland droht mit einem Absturz. Ist das realistisch?

Von Alexander Stirn

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: