Süddeutsche Zeitung

Kopfschmerzen:Pikse statt Pillen

Akupunktur kann offenbar gegen Migräne helfen. Die Entscheidung, ob die gesetzlichen Krankenkassen künftig eine Therapie bezahlen, steht allerdings noch aus.

Felicitas Witte

Hämmernde Schmerzen im Kopf, Flimmern vor den Augen, Übelkeit und Erbrechen - zehn bis 30 Prozent der Deutschen leiden regelmäßig unter Migräne-Attacken. Akupunktur kann verhindern, dass die Anfälle auftreten, sogar ebenso gut wie Medikamente. Dies zeigen die Ergebnisse der Deutschen Akupunkturstudie "Gerac", die jetzt online im Fachmagazin Lancet Neurology veröffentlicht wurden.

Die Arbeitsgruppe um den Schmerzexperten Hans-Christoph Diener hatte 960 Patienten untersucht, die unter zwei bis sechs Migräneattacken pro Monat litten. Jeder dritte Patient bekam zur Prophylaxe ein Medikament wie einen Betablocker, Flunarizin oder Valproinsäure. Ein weiteres Drittel wurde mit klassischer chinesischer Akupunktur behandelt.

Ob gesetzliche Krankenkassen zahlen noch offen

Bei den übrigen Studienteilnehmern stachen die Ärzte nach dem Sham-Akupunkturverfahren - in Punkte also, die nach der klassischen Akupunktur nicht die richtigen waren. In den folgenden sechs Monaten litten die Patienten, die klassische Akupunktur erhielten, im Durchschnitt 2,3 Tage seltener unter Migräne, Probanden mit Sham-Akupunktur 1,5 Tage seltener und Studienteilnehmer mit Medikamenten 2,1 Tage seltener.

Die Untersuchung bestätigt die Ergebnisse einer anderen Akupunkturstudie aus dem vergangenen Jahr. "Bei der ART-Studie wurde allerdings die Akupunktur nicht mit Medikamenten verglichen", sagt Norbert Victor vom Institut für Biometrie der Universität Heidelberg.

Ob die gesetzlichen Krankenkassen künftig eine Akupunktur bei Migräne bezahlen, will im März der gemeinsame Bundesausschuss anhand der beiden Studien entscheiden.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2006
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