Das Auge ist rot, tränt, schmerzt und ein Fremdkörpergefühl führt dazu, dass helles Licht kaum ertragen wird. Eine Hornhautentzündung ist nicht nur unangenehm, sie kann auch zu bleibenden Sehstörungen führen.
Träger weicher Kontaktlinsen sind besonders gefährdet, eine solche Keratitis zu bekommen. Nun warnen Ärzte vor mangelnder Hygiene im Umgang mit den Linsen. Das ist offenbar eine der Hauptursachen für die Entzündungen.
Kürzlich zeigten Augenärzte aus den USA, dass Hornhautentzündungen zunehmend häufig von Parasiten und Pilzen ausgelöst werden ( Current Opinion Ophthalmology, Bd.19, S.302, 2008). Die Amöben und Fusarien kommen im Erdboden vor, im Sand, im Staub, in Süß- und Salzwasser. Über kleinste Verletzungen gelangen sie in die Hornhaut.
In den USA gab es in den vergangenen zwei Jahren zwei große Ausbrüche. Plötzlich erkrankten mehr Menschen als zuvor an einer Keratitis mit dem Pilz Fusarium oder dem Parasit Akanthamoeba. Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC zufolge hatten mehr als 80 Prozent der Patienten weiche Kontaktlinsen getragen.
Die Desinfektionsmittel für die Linsen, so vermuteten die Forscher, könnten eine Rolle spielen. Tatsächlich hatten viele Patienten zwei Kontaktlinsenmittel verwendet, CompleteMoisturePlus von AMO oder ReNu mit MoistureLoc von Bausch & Lomb. Daraufhin nahmen die Firmen freiwillig die Produkte vom Markt.
In den Desinfektions-Flüssigkeitenwurden zwar keine Fusarien oder Amöben gefunden. Allerdings ist aus Laborstudien bekannt, dass manche Lösungen Keime nicht gut töten. "Eine größere Rolle spielt die Hygiene im Umgang mit den Linsen", sagt Gerald Böhme, Vorstand der Europäischen Kontaktlinsengesellschaft der Augenärzte.
Eine große Gefahr sei Leitungswasser. "Viele Patienten mit Amöben- oder Fusarienkeratitis haben ihre Linsen beim Duschen oder Schwimmen getragen oder die Linsen und die Behälter mit Leitungswasser gespült."
Infektionen werden häufig nicht erkannt
Kürzlich haben spanische Wissenschaftler 153 Kontaktlinsenbehälter untersucht, 90 davon mit weichen Linsen. Offensichtlich nahmen es die Linsenträger mit der Hygiene nicht so genau: Auf Tageslinsen fanden die Wissenschaftler keine Amöben, dafür aber auf bis zu 50 Prozent der Linsen, die nur monatlich oder jährlich gewechselt wurden.
"Keratitiden kommen fast nur bei Trägern weicher Kontaktlinsen vor", sagt auch Konrad Mühlethaler, Mikrobiologe an der Universität Bern. Unter der Linse bilde sich ein ideales Milieu für Keime. "Ich sehe pro Jahr etwa zwei bis drei Patienten mit einer Amöbenkeratitis", sagt Beatrice Früh von der Universitäts-Augenklinik Bern.
Da eine Hornhautentzündung viel häufiger durch Viren oder Bakterien hervorgerufen wird, erkennen Ärzte die Infektion oft nicht auf Anhieb. Eine Amöben-Keratitis geht jedoch mit starken Schmerzen einher.
Gegen die Infektion mit Fusarien oder Amöben gibt es zwar Medikamente, aber die Behandlung mit Augentropfen dauert Monate. "Wird die Infektion nicht frühzeitig erkannt, muss man womöglich Hornhaut transplantieren," sagt Augenarzt Böhme. Dies könne die Sehfähigkeit einschränken.
Bei einer Transplantation besteht zudem das Risiko, dass die fremde Hornhaut abgestoßen wird. Wichtiger ist es daher, Hornhautentzündungen zu vermeiden. "Zwei-Stufen-Desinfektionslösungen bieten höchste Sicherheit", sagt Böhme. Praktikabler sei die Ein-Stufen-Lösung. Auf jeden Fall sollten Linsen vorher mit einer Speziallösung mit dem kleinen Finger in der Handfläche gereinigt werden. "Damit entfernt man 90Prozent der Keime," so Böhme.
Dass Linsenträger auf All-in-one-Lösungen verzichten sollten, zeigte kürzlich die Zeitschrift Ökotest. Von 18Produkten schnitt nur eines mit "gut" ab. Sieben fielen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. " Ökotest hat nicht nach der für alle Hersteller verbindlichen ISO-Norm geprüft, sondern nach strengeren Kriterien für Medizinprodukte", schränkt Kontaktlinsenspezialist Böhme ein.