Süddeutsche Zeitung

Kommunikation:Schimpansen haben Zeichensprache

Wildlebende Schimpansen verständigen sich mit mindestens 66 Gesten. Ihre Zeichensprache lässt Rückschlüsse auf die Entstehung der menschlichen Sprache zu.

Katrin Blawat

Wildlebende Schimpansen beherrschen mindestens 66 verschiedene Gesten. Zu diesem Ergebnis kommt die Primatologin Catherine Hobaiter von der University of St. Andrews, die zwei Jahre lang eine Schimpansengruppe in Uganda beobachtet hat (Animal Cognition, online).

Insgesamt registrierte sie 4400 Fälle, in denen sich die Tiere mit Gesten verständigten. Zum Beispiel streckte eine Mutter den Arm aus, um ihre Tochter aufzufordern, auf ihren Rücken zu klettern.

In anderen Fällen zeigte ein Schimpanse einem Artgenossen, wie und an welcher Körperstelle er gekrault werden wollte. Die Bedeutung vieler anderer Zeichen ist allerdings noch unklar. Von in Gefangenschaft lebenden Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans war bereits bekannt, dass sie sich mit Gesten verständigen und dass diese Art der Kommunikation differenzierter ist als die über Laute und Mimik.

Allerdings hatten Forscher bei Schimpansen in Gefangenschaft lediglich 30 Gesten gezählt - vermutlich, da Primaten in menschlicher Obhut nur einen Teil ihres Verhaltensrepertoires zeigen. In der wilden Schimpansengruppe ließen sich je nach Alter und Individuum Vorlieben für manche Zeichen erkennen.

Doch 24 der 66 Gesten nutzen in ähnlicher Weise sowohl Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen. Die Studie stützt die Vermutung, dass sich die menschliche Sprache aus Gesten entwickelt hat.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1094205
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 07.05.2011/mcs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.