Kommerzielle Raumkapsel auf dem Weg zur ISS:Der Drache ist gestartet

Der erste kommerzielle Raumtransporter der Geschichte ist ins All gestartet. Der unbemannte "Dragon" hob pünktlich um 03:44 Uhr Ortszeit vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Sein Ziel ist die Internationale Raumstation ISS.

Dragon, der erste private Raumtransporter der Geschichte, soll Ausrüstung und Lebensmittel zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Starthilfe gab der Kapsel die ebenfalls private Falcon-9-Rakete. Die Techniker der US-Raumfahrtbehörde Nasa an der Bodenstation jubelten und lagen sich in den Armen. Der erste Flug einer privaten Raumkapsel zur ISS war zunächst für vergangenen November geplant. Nach mehreren Verschiebungen des Termins und einem in letzter Minute abgebrochenen Versuch am Samstag gelang nun ein Bilderbuchstart.

SpaceX Rocket To Become The First Non-Governmental Vehicle To Reach Int'l Space Station

Die erste Rakete eines privaten Unternehmens hebt ab in Richtung Weltraum. Sie transportiert den Raumfrachter Dragon der Firma Spacex, der an die ISS andocken soll.

(Foto: AFP)

Kapsel und Rakete wurden vom kalifornischen Unternehmen Spacex entwickelt. "Der Tag heute markiert eine neue Ära der Forschung. Ein Privatunternehmen hat ein Raumschiff zur Internationalen Raumstation gestartet, das dort zum ersten Mal versucht, anzudocken", sagte Nasa-Chef Charles Bolden. "Ich möchte Spacex zum erfolgreichen Start gratulieren." Er lobte auch das begleitende Nasa-Team, das alles erst möglich gemacht habe. Obwohl noch eine Menge Arbeit zu tun sei, sei der Start schon mal sicher gelungen.

Spacex hat mit der US-Weltraumbehörde Nasa einen hoch dotierten Vertrag über insgesamt zwölf Transportflüge zur ISS abgeschlossen. Auf ihrem dreitägigem Weg dorthin wird die weiße Kapsel an der ISS vorbeifliegen, bevor sie die Position zum Andocken erreicht. "Dragon macht alles automatisch und hat eine hoch entwickelte Technik an Bord", erklärte Spacex-Gründer Elon Musk dem TV-Sender CNN. "Es gibt niemanden, der Dragon mit einem Joystick manövriert, so wie in der Apollo-Ära."

Bei ihrem Testflug hat Dragon über 500 Kilogramm Ladung für die ISS an Bord, vor allem Lebensmittel. Auf dem Rückflug wird der Weltraumfrachter über 600 Kilogramm Müll an Bord haben. Zwei Wochen soll das Weltraum-Rendezvous dauern.

Das Andockmanöver ist für Freitag ab etwa 14 Uhr (MESZ) geplant. Dieses soll auf Nasa.tv live im Internet übertragen werden. Dabei werde ein Roboterarm der ISS nach dem Dragon greifen und die Kapsel heranziehen.

Glückwünsche auch aus Deutschland

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, sieht in dem US-Unternehmen Spacex einen "willkommenen Partner in dem weltweiten Bemühen um einen zuverlässigen Zugang zum All zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten". Europa sollte sich bei seinen Entwicklungsarbeiten im Trägerbereich "komplementär aufstellen", sagte Wörner mit Blick auf die bevorstehende Ministerratstagung der Europäischen Weltraumorganisation Esa im November in Italien.

Kommerzielle Raumkapsel auf dem Weg zur ISS: Hat mit PayPal ein Vermögen verdient und engagiert sich seit 2002 in der Raumfahrt: Elon Musk.

Hat mit PayPal ein Vermögen verdient und engagiert sich seit 2002 in der Raumfahrt: Elon Musk. 

(Foto: AFP)

Die Leistung von Spacex, als erste Privatfirma ein Raumschiff zur Internationalen Raumstation ISS zu schicken, "kann nicht hoch genug eingeschätzt werden", betonte der DLR-Chef. Das Unternehmen von Elon Musk habe es in weniger als zehn Jahren geschafft, mit Falcon 1 und Falcon 9 zwei Träger sowie die Dragon-Kapsel zu entwickeln und erfolgreich zu fliegen. Diese Leistung sei beachtenswert und zeige Möglichkeiten des kostengünstigen Raumtransports auf.

In diesem Zusammenhang würden immer schnell die besonderen Randbedingungen - Entwicklung und Produktion an einem Standort - genannt, die nicht dem europäischen Vorgehen vergleichbar sei, sagte Wörner. Sicherlich sei "die verteilte Situation in Europa" herstellungstechnisch eine Herausforderung. "Sie muss aber, wie die Automobilindustrie tagtäglich belegt, kein finanzieller Nachteil sein", fügte er hinzu.

Der Mars ist das nächste Ziel

Laut Wörner bleibt nur zu hoffen, dass Spacex auch auf dem weiteren Weg Erfolg habe. "Denn jeder Misserfolg, den es in der Raumfahrt auch bei den Systemen wie Apollo, Sojus oder Ariane gab, würde sicherlich den Gegnern Anlass zu pauschaler Kritik geben."

Spacex will den Frachter so weiterentwickeln, dass damit bis Mitte 2015 auch Menschen ins All befördert werden können. Nach der Ausmusterung der Spaceshuttles verfolgt die Nasa das ehrgeizige Ziel, Menschen auf einen Asteroiden und dann auf den Mars zu bringen. Die Routine-Flüge zur ISS will sie dagegen auch privaten Anbietern überlassen.

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