Falschmeldungen:Schlau geimpft

Falschmeldungen: Fake News sind aus der Realität nicht mehr wegzudenken.

Fake News sind aus der Realität nicht mehr wegzudenken.

(Foto: Dado Ruvic/REUTERS)

Forschungsergebnisse zeigen, dass mentale Prävention gegen Fake News wirken kann. Wann fangen wir an?

Ein Kommentar von Vera Schroeder

"Man kann gar nicht so viel verdrängen, wie man nicht wissen möchte", beschrieb letztens eine Freundin ihre aktuelle Wahrnehmungslage. Vielleicht wird das Thema "Falschmeldungen und Desinformation im Internet" deshalb zwar als stark wachsendes Problemfeld allgemein erkannt, im Strudel all der anderen Krisenfelder geht es trotzdem immer wieder unter. Entschiedene politische Maßnahmen gegen Falschmeldungen und Desinformation sind jedenfalls in Deutschland schwer auszumachen. Dabei entwickeln Wissenschaft und Technik zahlreiche Ideen, wie man die Situation, die Demokratien weltweit gefährdet, verbessern könnte.

Die psychologische Forschung beschäftigt etwa die Frage, wie man die Adressaten von Fake News besser schulen könnte. Der wichtigste Schritt dabei: vor die Falschmeldungen kommen, statt den Schaden, den sie anrichten, hinterher aufkehren zu müssen. "Inoculation" (also etwa "mentale Impfung") heißt das Konzept, nach dem Menschen gegen Falschmeldungen und Desinformationen geschützt werden können, indem sie über die darin enthaltenen Glaubenssätze vorab aufgeklärt werden und sie selbst zu widerlegen lernen. Konkret funktioniert das zum Beispiel durch kurze Videos, die statt Werbung vor Youtube-Clips abgespielt werden und die Zuschauenden über manipulative Techniken aufklären. In kleinen, einfach nachzuvollziehenden Dosen sollen so verschiedenste Fake-News-Mechanismen offengelegt werden, wodurch ein langfristiger Schutz gegen die Falschinformationsangriffe entstehen könnte.

Der Kampf gegen Fake News muss systematisch angegangen werden.

Eine große Studie zu dieser Methode der mentalen Prävention, die soeben im Fachjournal Science Advances erschienen ist, stimmt jedenfalls hoffnungsvoll. Dort hatten die Forschenden die Wirkung von Inoculation-Videos untersucht. Unter anderem zeigten sie knapp einer Million Menschen eines der Videos statt Werbung. Innerhalb von 24 Stunden wurde 30 Prozent von ihnen in der Youtube-Oberfläche eine Frage präsentiert, bei der sie erkennen sollten, welche Manipulationstechnik eingesetzt wurde. Die gut 20 000 Personen, die auf die Frage antworteten, schnitten beim Erkennen der Techniken ungefähr fünf Prozent besser ab als die Kontrollgruppe, die das Video nicht gesehen hatte.

Die Wirkmechanismen müssen nun noch genauer untersucht werden. Höchste Zeit, auch in Deutschland den Kampf gegen Fake News systematisch anzugehen, am besten auch mit Blick auf mentale Prävention, ist es allemal.

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