Süddeutsche Zeitung

Kohlendioxid-Emissionen:Die Menschheit heizt weiter

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Weder die Finanzkrise noch politische Forderungen konnten den Ausstoß von Kohlendioxid stoppen. 2008 sind die Emissionen erneut gestiegen.

Das Problem, das die Nationen der Erde eigentlich im Dezember in Kopenhagen lösen sollten, wird immer größer. Im Jahr 2008 hat die Menschheit - trotz der Finanzkrise - zwei Prozent mehr Kohlendioxid beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle freigesetzt als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2000 ist der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß um 29 Prozent gestiegen. Diese Werte hat eine internationale Gruppe von Forschern ermittelt, die sich als Buchhalter des Kohlenstoffs verstehen.

Die absolute Menge CO2 aus fossilen Brennstoffen betrug demnach im vergangenen Jahr 31,9 Milliarden Tonnen. Man merke dennoch die Finanzkrise, sagt der Leiter der Gruppe, Josep Canadell von der australischen Forschungsorganisation Csiro. Im Durchschnitt dieses Jahrzehnts sei der Ausstoß jährlich um 3,4 Prozent gestiegen. "2009 könnten wir sogar auf die Werte von 2007 zurückfallen", schätzt Canadell. Er bestätigt damit Annahmen der internationalen Energieagentur in Paris.

In den Zahlen, die Forscher an diesem Mittwoch in Nature Geoscience veröffentlichen (online), steckt auch eine positive Nachricht: Die Menge von CO2, das aus dem Abbrennen von Regenwald stammt, hat sich 2008 fast halbiert. Vor allem deshalb war der Gesamtausstoß von CO2 im vergangenen Jahr mit 36,3 Milliarden Tonnen etwas niedriger als 2007. Ansonsten sind die Zahlen alarmierend: Offenbar bleibt ein wachsender Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre, so die Forscher, weil Ozeane und Pflanzen an Land weniger aufnehmen.

Zudem ist das Verfeuern von Kohle inzwischen der größte Einzelposten der CO2-Bilanz. Kohle ist auch der Grund, warum seit 2003 der auf die Weltbevölkerung umgerechnete Ausstoß an Kohlendioxid wächst. Er war jahrzehntelang gesunken, hat aber 2008 den Rekordwert von 4,8Tonnen CO2 pro Mensch erreicht. In Deutschland liegt der Mittelwert pro Kopf gut doppelt, in Amerika viermal so hoch. China hingegen ist zwar inzwischen die Nation mit dem höchsten Gesamtausstoß, bleibt aber bezogen auf seine 1,3Milliarden Menschen unter dem globalen Schnitt.

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SZ vom 18.11.2009/cris/beu
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