Allerdings spielte der Sonnenzyklus, anders als Vahrenholt und Lüning unterstellen, wohl nur eine Nebenrolle. "In der kleinen Eiszeit sind die Temperaturen global gesehen bis zu einem halben Grad gesunken", sagt Georg Feulner. "Die Temperaturen sanken im Winter und regional in Europa und Nordamerika stärker ab. Aber die Sonnenaktivität war global nur für eine Abkühlung von 0,1 Grad verantwortlich."
Schon Ende des 13. Jahrhunderts nämlich, ebenso um 1450 und um 1600 hatte es nach neuesten Studien schwere Vulkanausbrüche gegeben. Sie schleuderten Schwefel und Aerosole in die Atmosphäre, die das Sonnenlicht blockierten und die Erde kühlten. Die oft als Indiz angeführte Landschaftsmalerei holländischer Meister wie Pieter Bruegel dem Älteren oder Hendrick Averkamp, die Menschen auf zugefrorenen Gewässern zeigten, entstand teilweise 80 Jahre vor Beginn des Maunder-Minimums.
Auch in jüngerer Vergangenheit stimmt das Timing von Sonnenaktivität und Erwärmung nicht, erklärt Solanki. "Gegenüber der Erwärmung zwischen 1920 und 1940 hinkt die Zunahme der Sonnenstrahlung hinterher. Während der Erwärmung seit den 1970er-Jahren hat die Helligkeit ein Plateau erreicht und geht fast wieder etwas zurück."
Vahrenholt und Lüning begegnen solchen Argumenten, indem sie Joker ausspielen: wissenschaftliche Theorien, die bestenfalls umstritten, wenn nicht gar weitgehend widerlegt sind.
[] Längere Sonnenzyklen sollen zum Beispiel den Temperatur-Anstieg von der kleinen Eiszeit bis heute vorangetrieben haben. Eine 1000-jährige Schwankung hätte dabei vom Minimum in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert bis zum Maximum Mitte des 20. Jahrhunderts 300 Jahre gebraucht. Die Datenlage dieser langen Zyklen ist aber ungewiss.
[] Das UV-Licht in der Sonnenstrahlung soll eine selektive Verstärkung der Erwärmung ausgelöst haben. Es macht zwar nur ein Prozent aus, schwankt aber viel stärker als der Rest. Es wird in den hohen Schichten der Atmosphäre absorbiert. Wie die Energie von dort in die Nähe der Oberfläche kommen und hier Erwärmung auslösen soll, ist ungeklärt.
[] Kosmische Strahlen, die vom Sonnenwind je nach Aktivitätsphase der Sonne mehr oder weniger stark abgeschirmt werden, könnten die Bildung von Wolken fördern. Letztere reflektieren das Sonnenlicht. Die Studien, die einzelne Forscher dazu vorgelegt haben, konnten andere Wissenschaftler nicht bestätigen. Ein Experiment am Forschungszentrum Cern in Genf, das die Vorgänge nachstellen soll, hat in seiner ersten Phase keine entscheidenden Ergebnisse geliefert.
Vahrenholt und Lüning argumentieren, dass die Sonne mit Hilfe dieser Verstärkungseffekte die Treibhausgase als Motor der Erwärmung überflügelt hätte. Das überzeugt Klimaforscher nicht.
"Für solche Effekte bleibt nicht mehr viel Spielraum, wenn m an Klimaänderungen im letzten Jahrtausend oder die Auswirkungen des 11-jährigen Sonnenzyklus auf das heutige Klima betrachtet", sagt Feulner. "Selbst wenn da eine Lücke für ungeklärte Effekte wäre, ist sie sicher nicht groß genug, um das Gebäude der Klimaforschung einstürzen zu lassen."