Den zwölften Monat in Folge ist es auf der Erde im Monatsmittel so heiß wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Das meldet der EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus auf Grundlage neuer Daten für den Mai. Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur im vergangenen Monat 0,65 Grad Celsius über den bereits relativ hohen Mittelwerten von 1991 bis 2020. Seit Juni 2023 waren alle Monate die jeweils wärmsten seit Beginn der Messungen.
„Es ist schockierend, aber nicht überraschend, dass wir diese zwölfmonatige Serie erreicht haben“, wird Carlo Buontempo, Chef des Klimadienstes von Copernicus, in einer Mitteilung zitiert. Irgendwann werde die Abfolge von Rekorden unterbrochen, „aber die allgemeinen Anzeichen des Klimawandels bleiben bestehen, und es ist keine Änderung dieses Trends in Sicht. Zeiten und Rekorde, wie wir sie jetzt erleben, sind beispiellos“.
Laut den Copernicus-Daten war es im Mai auf der Erde 1,52 Grad Celsius wärmer als zu vorindustriellen Zeiten im 19. Jahrhundert. Bezogen auf die vergangenen zwölf Monate beträgt die Abweichung sogar 1,63 Grad.
Im Pariser Klimavertrag hatte die Staatengemeinschaft 2015 vereinbart, die Erderwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts möglichst auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dass diese Grenze bislang nicht als gerissen gilt, liegt daran, dass der zehnjährige Durchschnitt der globalen Temperaturen als maßgeblich gilt. Diesem zufolge hat sich die Erde bislang global um etwa 1,19 Grad erwärmt, verglichen mit dem vorindustriellen Zustand.
Dennoch ist die Hoffnung, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, kaum noch realistisch. Laut einer aktuellen Studie zum Stand des Klimawandels dürften nur noch etwa 200 Milliarden Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO₂) in die Atmosphäre gelangen, um das 1,5-Grad-Ziel mit einer zumindest 50-prozentigen Chance zu erreichen. Werden weiter so viele fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas verbrannt wie bislang, sei dieses Budget jedoch schon in etwa fünf Jahren aufgebraucht, so der „Indicators of Global Climate Change“-Bericht weiter.
Das Forscherteam beziffert das aktuelle Tempo der globalen Erwärmung hier mit 0,26 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Das liegt am oberen Ende der jüngsten Schätzung des Weltklimarats von 0,1 bis 0,3 Grad pro Jahrzehnt. „Wir erleben eine stärkere langfristige Veränderung als jemals zuvor“, sagt Piers Forster, Klimaforscher an der Universität Leeds und Koordinator der Studie, im Hinblick auf die Temperaturerhöhung. Ein Lichtblick sei aber, dass sich der Zuwachs der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre zuletzt etwas verlangsamt habe, betont Forster. „Wenn wir es als Gesellschaft schaffen, die Treibhausgas-Emissionen zu senken, können wir damit auch die Temperaturerhöhung bremsen.“
In Deutschland lag die Mitteltemperatur im Mai bei 14,9 Grad Celsius, das sind 1,8 Grad mehr als während der Vergleichsperiode 1991 bis 2020, wie der Deutsche Wetterdienst kürzlich mitteilte. Hierzulande war es damit der fünftwärmste Mai seit Aufzeichnungsbeginn 1881.