Süddeutsche Zeitung

Klimawandel:Schwerer Seegang

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Die Wucht der Wellen in den Ozeanen nimmt stetig zu, haben Wissenschaftler ermittelt. Wahrscheinlich befeuert wärmeres Wasser den Seegang.

Von Tobias Kühne

Die durchschnittliche Wucht von Wellen an den Küsten der Ozeane hat sich zwischen 1948 und 2008 um knapp ein Drittel erhöht - ein Anstieg, der wahrscheinlich auf die Erwärmung der Weltmeere zurückzuführen ist. Das ergab eine Untersuchung von Klimaforschern der Universität Cantabria im spanischen Santander (Nature Communications). Mit Daten aus Messungen und Modellrechnungen ermittelten sie die sogenannte Wave Power, ein Maß für die Energie, die eine Welle überträgt. Zwischen 1948 und 2008 lag deren Steigerungsrate im Schnitt bei etwa 0,4 Prozent pro Jahr. Das klingt zunächst nach einem überschaubaren Wert. Wie beim Zinseszins führt eine konstante Zuwachsrate jedoch zu einem exponentiellen Wachstum, sodass der langfristige Effekt erheblich ist. Zudem liegt seit 1994 der Anstieg sogar bei durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr.

Vergleicht man das Wachstum der Wellengewalt mit der Erhöhung der Oberflächentemperatur in den Ozeanen, wird der gleiche Trend erkennbar. Mehr noch: Auch die Schwankungen von Temperatur und Wellenenergie tendieren zumeist in die gleiche Richtung. Dieser Befund deutet darauf hin, dass die erhöhte Wellenenergie wesentlich durch mehr und stärkere Winde erklärt wird, die wiederum von der Erderwärmung verursacht werden.

Bisher wurden in vergleichbaren Studien zumeist ausschließlich die Höhen der Wellen untersucht. Insbesondere deren Extremwerte zeigen einen ähnlichen Trend wie die Wellenenergie. Allerdings fällt bei der Betrachtung der Höhen von Wellen etwa unter den Tisch, wie schnell sich diese bewegen. Im Maß der Wave Power, der Wellenleistung, wird beides berücksichtigt. Sie wird üblicherweise verwendet, um die nutzbare Leistung einer Welle zu beschreiben, etwa in einem Kraftwerk.

Bis Ende des Jahrhunderts prognostizieren die Autoren um Borja Reguero eine weitere Steigerung der weltweiten Wellenenergie um 32 bis 122 Prozent. Die große Schwankungsbreite erklärt sich durch unterschiedliche Vorhersagen für die Temperaturerhöhung: Der maximale Anstieg der Wucht des Wassers wird bei einer durchschnittlichen Erwärmung um zwei Grad erwartet.

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Quelle:
SZ vom 17.01.2019
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