Klimawandel:Rekordtemperatur in der Arktis

Ein wärmerer Herbst wurde in der Region noch nie gemessen, das Grönland-Eis schmilzt immer schneller. Und "was in der Arktis geschieht, wird sich auf den ganzen Planeten auswirken", warnt die US-Behörde NOAA.

Die Temperaturen in der Arktis liegen derzeit um fünf Grad über dem Normalwert - damit sind die Werte höher als jemals zuvor in einem Herbst gemessen wurde. Auch der Meeresspiegel ist um 0,25 Zentimeter gestiegen, warnen Wissenschaftler im diesjährigen Arktisbericht der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA).

Klimawandel: Die Eisdecke auf Grönland hat 2007 ein Volumen von 101 Kubikkilometern verloren.

Die Eisdecke auf Grönland hat 2007 ein Volumen von 101 Kubikkilometern verloren.

(Foto: Foto: AFP)

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Schmelze der Eisdecke auf dem Meer einen Rekordwert erreicht. 2007 wurde nur noch eine Fläche von 4,3 Millionen Quadratkilometern des arktischen Meeres von Eis bedeckt. Für dieses Jahr rechnen die Wissenschaftler mit der zweitstärksten Abnahme seit Beginn der Messungen. Im September 2008 ist die Eisfläche auf 4,7 Millionen Quadratkilometer zurückgegangen.

Wie die 46 Forscher aus zehn Ländern berichten, hat die Eisdecke auf Grönland im vergangenen Jahr ein Volumen von 101 Kubikkilometern verloren. Das Wasser des Arktischen Ozeans erwärmt sich, sein Salzgehalt sinkt. Da das Sonnenlicht von Eis stärker reflektiert wird als von der Wasseroberfläche, erwärmen sich Wasser und Luft immer schneller und noch mehr Eis schmilzt. Dieser Teufelskreis führt dazu, dass sich der Klimawandel auf die Region besonders heftig auswirkt.

"Stärker als in anderen Regionen zeigen die Veränderungen in der Arktis einen von verschiedenen Ursachen verursachten Dominoeffekt", erklärte James Overland von der NOAA. "Es handelt sich um ein sensibles System, das häufig Veränderungen auf relativ schnelle und dramatische Weise widerspiegelt."

Die Folgen zeigen sich bereits in der Tierwelt. Die Rentierherden, die seit 1970 gewachsen waren, werden wieder kleiner, während die Zahl der Gänse zunimmt, weil sich ihr Lebensraum erweitert. Wachsende Sorge gibt es um die Eisbären in der Arktis. Unbekannt ist der Status vieler Walross-Kolonien. Bei einigen Walarten nehmen die Bestände zu, bei anderen ab.

"Was in der Arktis geschieht, wird sich auf den ganzen Planeten auswirken", sagte Jackie Richter-Menge vom Cold Regions Research and Engineering Laboratory (CCREL) der US-Streitkräfte. "Es ist ein sehr kompliziertes System und wir arbeiten unablässig daran, seine Rätsel zu lösen."

Angesichts des Klimawandels hat der australische Premierminister Kevin Rudd heute dazu aufgerufen, die Probleme trotz der weltweiten Finanzkrise anzugehen. Er unterstütze die Mehrheit der EU-Länder in der Forderung, die Treibhausgas-Emissionen auch während der schwierigen globalen Wirtschaftslage zu verringern.

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