Klimawandel:Papst fordert Respekt vor der Natur

Italien leidet seit Tagen unter extremer Hitze. Nun hat hat sich in Rom erstmals Benedikt XVI. zum Thema Klimawandel geäußert. Es müssten neue "Lebensstile" entwickelt werden, erklärte der Papst.

Erstmals hat sich Papst Benedikt XVI. zum Thema Klimawandel geäußert. Es müssten "Lebensstile" sowie "Produktions- und Konsummodelle" entwickelt werden, die sich am Respekt vor der Natur und den Anforderungen für einen anhaltenden wirtschaftlich-sozialen Fortschritt ausrichten.

Klimawandel: Der Po bei Boretto in Norditalien.

Der Po bei Boretto in Norditalien.

(Foto: Foto: dpa)

Dabei seien besonders auch die Bedürfnisse der Ärmsten zu achten, meinte Benedikt in einem Grußwort an eine Konferenz "Wandel des Klimas und der Entwicklung" im Vatikan, an der 80 Experten aus 20 Ländern teilnahmen.

Unterdessen hat die italienische Regierung angekündigt, sie werde angesichts der schlimmen Dürre in der nächsten Woche den "Wassernotstand" ausrufen.

Bereits in den letzten Tagen hatte Rom angekündigt, dies zu tun, wenn es nicht regnet. Nun wird es Ernst.

Wenn offiziell "Wassernotstand" herrscht, könnten ohne bürokratische Hürden Maßnahmen zur Rationierung und zum Wassersparen angeordnet werden, hieß es am Donnerstag in Rom.

Zugleich schrecken neue schlechte Nachrichten die Bürger auf: So fürchtet der Industrieverband, dass im Sommer viele Unternehmen wegen Wassermangels ihre Produktion einstellen müssen. Der nationale Zivilschutz warnt vor einer Hitzewelle im Juni, die die Lage weiter zu verschärfen drohe - es könnte schlimmer werden als im "Hitzesommer" 2003.

In Italien bereiten die Behörden die Bevölkerung seit längerem darauf vor, dass es im Sommer Probleme bei der Stromversorgung geben kann. Der Pegel des Flusses Po liege bereits heute stellenweise sechs Meter unter dem Normalwert, ähnlich sehe die Lage am Lago Maggiore und am Gardasee aus.

Dies führe dazu, dass Wasserkraftwerke nicht mehr mit voller Kraft arbeiten könnten. Die Regierung fürchtet eine ähnlich dramatische Lage wie im Jahr 2003, als es Missernten und landesweite Stromausfälle gab.

Radikale Vorschläge machte unterdessen Fulca Pratesi, Chef der Naturschutzorganisation WWF in Italien: "Einmal am Tag zu duschen ist übertrieben, es genügt alle drei Tage." Er selbst bade nur noch einmal in der Woche, "am Samstag, in einer kleinen Wanne, mit wenig Wasser und ohne Schaum".

Betroffen von der Dürre ist vor allem Norditalien. Mehrere Dürrejahre haben den Po, an dem es viele Wasserkraftwerke gibt, immer flacher und schmaler werden lassen.

Bereits im Sommer 2006 hatten Experten von der schwersten Dürre seit 30 Jahren gesprochen. Die Landwirtschaft rechnet dieses Jahr mit erheblichen Ausfällen. Experten warnen davor, dass es im Sommer zwischen Industrie und Landwirtschaft Konflikte um das kostbare Nass geben wird. "Zwischen Industrie und Agrarsektor bricht der Krieg ums Waser aus", titelte die Zeitung La Repubblica am Donnerstag.

Kritiker machen auch der Regierung schwere Vorwürfe: So seien die italienischen Wasserleitungen völlig veraltet. Sie seien "wie ein Sieb", so dass große Mengen Wasser buchstäblich in der Erde versickerten, meint die Umweltorganisation Legambiente.

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