Süddeutsche Zeitung

Klimawandel:Ozonloch kühlt den Südpol

Ausgerechnet das Ozonloch hat den Großteil der Antarktis in den vergangenen 30 Jahren vor der globalen Erwärmung geschützt.

Das Ozonloch hat einen Großteil der Antarktis in den zurückliegenden 30 Jahren vor der Erderwärmung geschützt. Dies ist ein Ergebnis eines internationalen Antarktis-Berichts, den der Ausschuss für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research - SCAR) veröffentlicht hat.

Während es auf der antarktischen Halbinsel eine sehr starke Erwärmung gebe, zeige die Zentral-Antarktis allenfalls eine geringe Änderung oder sogar eine Abkühlung, betonte das an der Studie beteiligte Alfred-Wegener-Institut (AWI).

"Für mich ist das Erstaunlichste der Nachweis, dass ein menschlicher Umwelteinfluss - das Ozonloch - den Großteil der Antarktis vor der globalen Erwärmung geschützt hat", erklärte John Turner vom British Antarctic Survey, leitender Redakteur des Berichts. Der Grund liege in einer verstärkten Luftmassenströmung um die Antarktis herum. Diese habe "die treibhausgasbedingte Erwärmung mehr als kompensiert, so dass es netto zu der beobachteten Abkühlung kommt". Dies müsse aber nicht so bleiben: Die erwartete Erholung des Ozonlochs bis etwa 2070 könne zu einer "Umkehr des Abkühlungstrends in der Antarktis" führen.

Wie die Wissenschaftler weiter feststellten, führt die Erwärmung des Südlichen Ozeans zu Änderungen im antarktischen Ökosystem. Die Pflanzengesellschaften auf der antarktischen Halbinsel nähmen rasch zu. Gleichzeitig sei in Teilen des eisigen Kontinents ein schneller Eisverlust zu beobachten. Die Steigerung der CO2-Gehalte verlaufe "so schnell wie noch nie seit 800.000 Jahren". Die Temperatur in der Antarktis könne sich im Laufe dieses Jahrhunderts um etwa 3 Grad erwärmen.

Bei dem Bericht "Antarctic Climate Change and the Environment" handelt es sich den Autoren zufolge um den ersten umfassenden Bericht über den Stand des Klimas in der Antarktis und seine Beziehung zum globalen Klimasystem. Dieser fasse die neuesten Erkenntnisse von mehr als 100 weltweit führenden Wissenschaftlern aus 13 Ländern zusammen, betonten die Autoren. Aus Deutschland waren zwei Forscher vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung federführend beteiligt.

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