Klimawandel:Kühler Pazifik sorgt für Pause bei globaler Erwärmung

Pause beim Klimawandel? Seit etwa 15 Jahren ist die Temperatur der bodennahen Luft im weltweiten Mittel nicht mehr nennenswert gestiegen. Einige Skeptiker fühlten sich deshalb bestätigt. Wissenschaftler aus Kalifornien machen nun natürliche Temperaturschwankungen im tropischen Pazifik dafür verantwortlich.

Die globale Erwärmung ist kaum noch aufzuhalten, das ist der Tenor unter Klimaforschern. Das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, also die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad über dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung sei selbst dann schwierig zu erreichen, wenn alle Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen auf Null reduzieren.

Doch ein Wissenschaftler-Team aus Kalifornien hat jetzt überraschende Erkenntnisse veröffentlicht. Es geht um ein Phänomen, das die Forschung bisher nicht eindeutig erklären konnte. Denn der Trend zur globalen Erwärmung macht derzeit offensichtlich eine Pause. Seit etwa 15 Jahren ist die Temperatur der bodennahen Luft im weltweiten Mittel nicht mehr nennenswert gestiegen. Das hatten Rechenmodelle nicht vorhergesehen. Einige Klimawandel-Skeptiker fühlten sich deshalb bestätigt.

Die Klimaforscher Yu Kosaka und Shang-Ping Xie vom Scripps-Institut für Ozeanographie der Universität von Kalifornien lieferten für die Erwärmungspause jetzt jedoch eine Erklärung: Demnach sind natürliche Temperaturschwankungen im tropischen Pazifik die Ursache. Das derzeit ungewöhnlich kühle Oberflächenwasser des östlichen äquatorialen Pazifik kühlt die Atmosphäre, bremst den globalen Temperaturanstieg und überdeckt so quasi den Klimawandel. Im Fachjournal Nature stellen die Wissenschaftler ein angepasstes Klima-Rechenmodell vor, das die beobachtete Temperaturentwicklung gut wiedergibt.

Die Ursache für die Abkühlung des tropischen Pazifik sei zwar noch nicht geklärt, schreiben die Klimaforscher. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass es sich um eine natürliche Schwankung handele. Wenn dies so sei, werde sich die globale Erwärmung nach dem Ende der kühlen Phase des Meeres fortsetzen, prognostizieren die Wissenschaftler. Ähnliche Phasen seien auch künftig möglich. Obwohl der östliche äquatoriale Pazifik nur acht Prozent der Erdoberfläche ausmacht, kann er die Lufttemperatur weltweit beeinflussen.

Das modifizierte Rechenmodell reproduziere nun nicht nur die beobachtete Pause der globalen Erwärmung, sondern auch regionale und saisonale Phänomene, berichten die Forscher. So würden etwa die Sommer auf der Nordhalbkugel weiterhin heißer, während in den Monaten November bis April eine Abkühlung beobachtet werde. Dies gebe auch das Modell wieder, wenn auch weniger ausgeprägt als in den Messdaten. Zudem finde sich die beobachtete deutliche Abkühlung in Nordwestamerika ebenso in dem modifizierten Klimamodell wieder wie verlängerte Dürreperioden in den südlichen USA, schreibt das Team. Für Eurasien stimme die Modellrechnung allerdings nicht so gut mit den regionalen Messungen überein, was vermutlich an einer internen Klimavariabilität unabhängig von der Entwicklung in den Tropen liege.

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