Klimawandel:Drei Treibhausgase erreichen Rekordwerte

Klimawandel: Das Kohlekraftwerk Boxberg in der Lausitz: Die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre steigt kontinuierlich an.

Das Kohlekraftwerk Boxberg in der Lausitz: Die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre steigt kontinuierlich an.

(Foto: Florian Gaertner//imago images/photothek)

Nicht nur die Konzentration von Kohlendioxid klettert unaufhörlich, warnt die Weltwetterbehörde WMO. Besonders der Anstieg eines sehr potenten Klimagases gibt Rätsel auf.

Von Christoph von Eichhorn

Rund zehn Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten zeigen mehrere Berichte von UN-Organisationen, wie weit die Welt bei der Bekämpfung der Erderwärmung hinterherhinkt. So erklärte die in Genf ansässige Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin, dass die atmosphärischen Konzentrationen der drei wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid (CO₂), Methan und Lachgas 2021 jeweils neue Höchststände erreicht haben. Der Anstieg des Methangehalts sei im vergangenen Jahr so stark wie noch nie in den vergangenen vier Jahrzehnten ausgefallen. Zugleich sind die Klimaversprechen der Nationalstaaten noch immer unzureichend, um die im Pariser Klimavertrag festgelegten Temperaturgrenzen einzuhalten, wie das UN-Klimasekretariat UNFCCC bilanziert.

Laut den Berechnungen der WMO erreichte der Anteil des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid 2021 einen Rekordwert von 415 Teilen pro eine Million Luftmoleküle, das entspricht 149 Prozent des vorindustriellen Werts. Dies sei hauptsächlich auf die fortgesetzte Verbrennung von fossilen Energieträgern zurückzuführen, aber auch auf industrielle Prozesse wie die Zementherstellung. Dass sich der Anstieg der CO₂-Konzentration verlangsamt, lässt sich bislang nicht sagen, vielmehr war die jährliche Steigerung überdurchschnittlich groß, wenn man die vergangenen zehn Jahre betrachtet.

Ein Rätsel gibt den Experten die rasche Zunahme des Methangehalts auf. Die Anstiege der CH₄-Konzentration 2020 und 2021 waren die stärksten seit Beginn systematischer Messungen im Jahr 1983. "Der Grund für diesen außergewöhnlichen Anstieg ist nicht klar, scheint aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein", berichtete die WMO.

Die derzeitigen Klimaziele der Staaten würden zu einer Erwärmung um 2,5 Grad führen

Ein Großteil des Methans stamme wohl aus Feuchtgebieten und Reisfeldern. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, etwa, weil Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden und daher mehr organisches Material abgebaut wird. Auch ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: "Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein."

Methan trägt nach Kohlendioxid am meisten zum Klimawandel bei. Es entsteht, wo organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. Es ist auf 100 Jahre betrachtet rund 28-mal klimaschädlicher als CO₂, hält sich jedoch viel kürzer in der Atmosphäre. Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO₂ ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre vorhanden. CO₂ trägt etwa zwei Drittel zum vom Menschen verursachten Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6,5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1,1 Grad seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt. In Deutschland waren es 1,6 Grad.

Dass dieser Erwärmungstrend bislang ungebrochen ist, zeigt auch ein Bericht des UN-Klimasekretariats UNFCCC zu den nationalen Klimaschutzzielen der Staaten. Würden alle diese Zusagen eingehalten, lägen die Emissionen im Jahr 2030 immer noch um 10,6 Prozent höher als 2010. Um die Erderwärmung bis 2100 auf 1,5 Grad zu begrenzen wie im Pariser Klimavertrag vorgesehen, wäre hingegen eine Reduktion um 43 bis 45 Prozent bis 2030 nötig, verglichen mit dem Ausgangsjahr 2010. Die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels wäre nach Ansicht von Klimaforschern wichtig, um gravierende Folgen der Erderwärmung wie zunehmende Dürren oder Hitzewellen zu verhindern. Es gerät jedoch zunehmend außer Reichweite. Mit den derzeitigen Zielen bewege man sich eher auf eine Erwärmung von 2,5 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu.

Dennoch sehen die Autoren des UNFCCC-Berichts gewisse Fortschritte. Im vergangenen Jahr hatten die Klimaziele der Staaten noch auf eine Steigerung der Emissionen um 13,7 Prozent bis Ende des Jahrzehnts schließen lassen. Dass es nun zumindest rechnerisch drei Prozentpunkte weniger sind, liegt daran, dass einige Staaten ihre Klimaziele seit der letzten Klimakonferenz verschärft haben. Allerdings haben nur 24 Länder neue oder angepasste Ziele vorgelegt - obwohl auf der COP26 in Großbritannien alle Staaten versprochen hatten, dies zu tun.

Mit Material von dpa

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