Klimawandel:Klimawandel macht Überflutungen wahrscheinlicher

Hochwasser am Rhein

Für die Schifffahrt ist der Rhein wieder freigegeben. Fahrradfahrer, wie hier am Mittwoch in Düsseldorf, haben allerdings noch ihre Herausforderungen mit dem Hochwasser.

(Foto: dpa)
  • Am größten ist der Anpassungsbedarf laut einer Studie in den USA, in Teilen Indiens und Afrikas, in Indonesien und in Mitteleuropa.
  • In Deutschland könnten künftig sieben Mal so viele Menschen durch Hochwasser gefährdet sein als bisher.
  • Weltweit müssten Deiche ausgebaut, Baustandards verändert, das Flussmanagement verbessert und sogar Siedlungen verlagert werden, fordern die Wissenschaftler.

Der Hochwasserschutz muss nach Ansicht von Experten in vielen Regionen der Welt erheblich erweitert werden. Am größten sei der Anpassungsbedarf in den USA, in Teilen Indiens und Afrikas, in Indonesien und in Mitteleuropa - einschließlich Deutschland. Das berichten Forscher um Sven Willner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachblatt Science Advances. Weltweit müssten deswegen Deiche ausgebaut, Baustandards verändert, das Flussmanagement verbessert und sogar Siedlungen verlagert werden. Sonst werde die Zahl der von Hochwasser und Überschwemmungen betroffenen Menschen bis in die 2040er Jahre erheblich steigen.

In Deutschland könnten der Studie zufolge künftig sieben Mal so viele Menschen von den stärksten Hochwasserereignissen betroffen sein wie heute. Die Zahl der potenziell Gefährdeten steige demnach von 100 000 auf 700 000 Personen. Allein in Brandenburg erhöhe sich diese Zahl in den Jahren 2035 bis 2044 um das Achtfache. Das größte Risiko tragen jedoch Baden-Württemberg (Anstieg um das Fünfzehnfache) und Niedersachsen (Zwölffach).

Weltweit sind Millionen Menschen betroffen

Schlimmer träfe es allerdings die USA. In Nordamerika sei zu erwarten, dass sich die Zahl der Betroffenen von 100.000 auf eine Million verzehnfacht. "Mehr als die Hälfte der USA müssen ihr Schutzniveau innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte mindestens verdoppeln", sagt Sven Willner, einer der Autoren der Studie. Die absoluten Werte seien in anderen Regionen noch erheblich größer. So werde sich in Südamerika die Zahl der von Hochwasserrisiken betroffenen Menschen voraussichtlich von sechs auf zwölf Millionen verdoppeln, in Afrika von 25 auf 34 Millionen erhöhen und in Asien von 70 auf 156 Millionen steigen.

"Wir waren überrascht, dass selbst in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur der Anpassungsbedarf so groß ist", sagt Anders Levermann, ebenfalls ein Autor der Studie. Der Grund für das erhöhte Risiko von Überschwemmungen seien veränderte Regenfälle, die auf das veränderte Klima zurückzuführen seien. Schon heute gehörten solche Fluten zu den häufigsten und verheerendsten Naturkatastrophen. Man müsse daher unbedingt versuchen, weitere Klimaveränderungen klein zu halten, indem weniger Treibhausgase ausgestoßen werden, sagt Levermann. Die Ergebnisse "sollten eine Warnung für die Entscheidungsträger sein. Wir müssen jetzt beides tun: Anpassung an den bereits verursachten Klimawandel und Begrenzung zukünftiger Erwärmung. Nichtstun wäre gefährlich."

Für die Untersuchung verwendeten die Forscher Daten zu Flüssen aus einer Vielzahl von Quellen. Nicht berücksichtigt wurden das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Urbanisierung, weswegen die tatsächlichen Zahlen betroffener Menschen in Zukunft sogar noch höher ausfallen könnte.

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